Am 15. Dezember endet eine von der Stadt Leinfelden-Echterdingen gesteckte Frist im Ringer-Streit. Nun fragt sich, was als nächstes passiert. Denn dass das Gerangel einfach so aufhört, gilt als nahezu ausgeschlossen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Musberg - Der Brief endet mit einem Satz, an dem nichts zu deuteln ist: „Für die Stadtverwaltung ist damit das letzte Wort in diesem Konflikt gesprochen“, steht da. Sie gewährt dem Weltmeister Frank Stäbler und der Ringer-Jugend Trainingszeiten. Wer den erbitterten Streit zwischen dem TSV Musberg und dem Ringerverein KSV in den vergangenen Monaten verfolgt hat, weiß: Ganz so einfach wird der Frieden in Musberg kaum einkehren. Dieser Verdacht erhärtet sich durch Reaktionen beider Kontrahenten darauf.

 

Den Streit in Musberg auf zwei Zeilen zusammenzufassen, ist genauso unmöglich, wie ihn per Dekret zu lösen. Seit sich der Ringer-Verein KSV vom TSV abgespalten hat, gibt es Zank. Es geht um Finanzen und um Feindseligkeiten. Und es geht um die Frage, wer wann in den städtischen Hallen trainieren darf. Der TSV hat die Schlüsselgewalt – und mit ihr dieses Jahr die KSV-Ringer ausgesperrt. Das führte zu heftigem Protest. Doch die TSV-Mitglieder zementierten die Linie per Votum. Mit Ausnahmen für den inzwischen dreifachen Weltmeister Frank Stäbler.

Die Stadt hatte den Mitgliederentscheid selbst vorgeschlagen, doch nach dem Ergebnis schien die Verwaltung darum bemüht, die Konsequenzen schnell einzufangen. So kam es, dass die Stadt im Sommer vom TSV ein Konzept einforderte. Der späteste Abgabetermin: 15. Dezember 2018.

Bereits vergangene Woche hatte die Stadt den beiden Streitparteien einen Brief geschrieben. Es sei nicht absehbar, dass sich die Fronten bis zum 15. Dezember enthärten, heißt es. Deshalb gelte von nun an folgende Regelung: Frank Stäbler dürfe an zwei Abenden mit einer begrenzten Zahl an Partnern trainieren. „An beiden Tagen steht der Ringerraum von 17.45 bis 19 Uhr der Ringer-Jugend zur Verfügung.“ Und das sei eben das letzte Wort.

Er berichtet von unschönen Szenen

Die beiden Stäbler-Abende gehen für Joachim Beckmann, den Vorsitzenden des TSV Musberg, in Ordnung. „Das mit der Ringer-Jugend werden wir aber nicht akzeptieren“, sagt er. Das habe er bereits während er vergangenen Monate nicht, und trotzdem seien die Ringer zum Training gekommen. Beckmann berichtet von unschönen Szenen, als er versucht habe, dies zu verhindern. Doch warum steht der Ringerraum überhaupt leer, wenn die Ringer aus TSV-Sicht unrechtmäßig zum Training erscheinen? Der TSV-Vorsitzende erklärt dies als Vorsichtsmaßnahme. „Ich kann die Halle doch nicht belegen, wenn ich weiß, dass die Ringer kommen“, sagt er. „Die Leute sind den Ringern nicht gewachsen.“

Andreas Stäbler, der Vorsitzende des KSV, erzählt, dass der dreifache Weltmeister an insgesamt vier Abenden in Musberg trainiere, an zweien als KSV-Mitglied, und an den anderen beiden als TSV-Mitglied. Die Jugend handhabt es offenbar ähnlich. Viele der Ringer haben eine Doppelmitgliedschaft. „Offiziell hat der KSV keine Trainingsmöglichkeiten“, sagt Stäbler, der mit dem Ringer-Weltmeister nicht verwandt ist. „Wir können in der Praxis so leben“, es sei aber trotzdem schwierig. Der KSV könne nicht zufrieden sein mit der Regelung der Stadt. Leistungssportler müssten schlicht öfter trainieren.

Der Weltmeister müsse anderswo an seinen Kniffen feilen

Von der Frank-Stäbler-Euphorie, die seit dessen dritten Titelerfolg vor Kurzem durch Musberg schwappt, hat sich der TSV-Vorsitzende Beckmann nicht wirklich anstecken lassen. „Selbstverständlich darf mal stolz sein“, sagt er zwar. Aber es sei nicht Sache des Sportvereins, dass der Spitzensportler an seinen ringerischen Kniffen feilen kann. Dafür gebe es Leistungszentren. Der TSV sei für die normale Musberger Bevölkerung da, unter anderem für 700 Jugendliche, wie Beckmann sagt. Das alles will er dem Oberbürgermeister bei einem jüngst vereinbarten Gespräch am 18. Dezember sagen.

Dass der OB Roland Klenk noch einmal umschwenkt, ist wohl ausgeschlossen. So jedenfalls ist er auf Nachfrage unserer Zeitung zu verstehen. „Die Stadt ist die Eigentümerin, und sie hat das Recht, die Räume zu verteilen“, sagt er. Das sei von allen Fraktionen im gemeinderätlichen Verwaltungs- und Kulturausschuss so einmütig gebilligt worden. „Die Stadt wird das auch durchsetzen.“ Klenk sagt, er hoffe, dass die Streithähne mitziehen, denn ansonsten bliebe ihm nur übrig, die Nutzung zu entziehen.