Der viele Schnee sorgt für gute Bedingungen an dem Schlittenhügel in Musberg, der einst ein beliebter Skihang war.

Musberg - Frau Holle meint es in diesen Tagen gut mit den Wintersportlern. In Orten wie Garmisch-Partenkirchen atmen Skischulen und Hoteliers durch, weil man den Touristen nun endlich die weiße Pracht bieten kann, wofür diese die Fahrt in die Alpen unternommen haben. Aber auch auf den Fildern gibt es Grund zur Freude.

 

Das Siebenmühlental hat sich in eine weiße Winterlandschaft verwandelt. Familien holen ihre Schlitten und Bobs aus dem Keller – um sich beispielsweise am Piz Mus bei Musberg den Rost buchstäblich von den Kufen zu fahren.

Sieben Mal haben sich Isabelle und Valentin am Dienstagvormittag bereits den beliebten Schlittenhang hinab gestürzt. Die Elfjährige sitzt auf einer Art „Snow-Future-Schlitten“, ihr achtjähriger Bruder auf einem Rennbob. Vor ein paar Jahren haben sie die Flitzer vom Christkind bekommen. Viel zum Einsatz sind diese aber noch nicht gekommen. „Im vergangenem Winter gab es gerade an einem Tag ausreichend Schnee zum Rodeln“, sagt die Mutter.

Bis zur Mitte des Hanges stapfen die Geschwister aus Musberg immer wieder nach oben. „Das ist ganz schön anstrengend“, sagt Isabelle. „Wenn er Lift noch ginge, wäre es einfacher“, erklärt Valentin.

Die Anlage läuft seit 1995 nicht mehr. Zwei Schilder und deutlich in die Jahre gekommene Masten zeugen heute noch von den glorreichen Zeiten des Piz Mus. Damals sind regelmäßig hunderte Menschen ins Siebenmühlental gekommen, um dort ihrem Hobby – dem Skispringen und -fahren – mit Begeisterung nachzugehen. „Den Weisungen des Bedienungspersonals ist unbedingt Folge zu leisten“ und „Nicht aus der Spur fahren“, ist auf der einen Tafel zu lesen. Auf der anderen steht: „Schlittenfahrer halt! Der Aufenthalt auf der Piste ist mit Schlitten verboten.“

Die Tafeln haben seit knapp zwei Jahrzehnten ausgedient. Auch wenn die Ski- und Snowboardabteilung des TSV Musberg die Skitradition des Ortes mit ihrem Schneenachtsfest einmal im Jahr aufleben lässt, gehört der Wintersportort Musberg der Vergangenheit an. In den 1920er Jahren hatten Jugendliche den Piz Mus für sich entdeckt, um sich auf Brettern den Hügel am Ortsrand hin-abzustürzen. 1955 wurde eine HolzSprungschanze, 1961 eine Schanze aus Beton und Metall errichtet. 1965 kam ein Schlepplift hinzu – nachdem sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen hatte.

Die Anlage wurde von den Besitzern der Oberen Mühle betrieben. Doch der Schnee blieb mit der Zeit immer häufiger aus. Die Konsequenz: Der Lift wurde Mitte der 1990er Jahre außer Betrieb gesetzt. So müssen Wintersportler heute vor der Fahrt ins Tal ihren Schlitten oder Bob den Berg hinauftragen.

Am Dienstagmorgen stiefelt auch der dreijährige Dominik aus Leinfelden gemeinsam mit seinen Eltern bergan. „Wir sind neu zugezogen“, sagt seine Mutter. Die Familie hat im Internet gelesen, dass man am Piz Mus gut fahren kann. Und ist begeistert. Schließlich gibt es rund um Stuttgart nicht allzu viele Schlittenpisten.

Valentin und Isabelle dagegen haben genug für heute. Die Geschwister gehen mit den Eltern nach Hause. Wenn die Schneepracht bis nach den Ferien so bleibt, will der Achtjährige seinen Bob mit zur Schule nehmen. Denn unterhalb seiner Schule gibt es auch einen netten Hang zum Rodeln.