Die Stuttgarter Museen können mit ihrer Auslastung im Jahr 2012 zufrieden sein. Mit Ausnahme des Kunstmuseums haben alle Häuser 2012 mehr Besucher gezählt als 2011. Für dieses Jahr sind einige Sonderschauen geplant – und eine Museumsnacht en miniature.

Stuttgart - Das Kunstmuseum am Schlossplatz hat weit verstreute Werke des Stuttgarter Malers Willi Baumeister zusammengetragen, das Landesmuseum widmet der russischen Zarenfamilie eine große Schau, im Haus der Geschichte wird eine Ausstellung über die RAF geplant, die Staatsgalerie feiert den 150. Geburtstag des norwegischen Malers Edvard Munch, und im Linden-Museum am Hegelplatz gibt es im Herbst die europaweit allererste Schau über die Kultur der Inkas zu sehen. „Öfter mal was Neues“ lautet das Motto der Stuttgarter Museen, die auch in diesem Jahr versuchen, ihre Häuser mit spektakulären Sonderausstellungen, noch nicht gezeigten Ausstellungsstücken und Extraangeboten zu füllen.

 

Für die Marketingabteilungen und Kuratoren ist die Programmgestaltung dabei oft ein Spagat: Einerseits müssen die Häuser ihr Stammpublikum bedienen, gleichzeitig gilt es angesichts der vielfältigen Konkurrenz um die Gunst der Besucher stets auch nach neuen Zielgruppen Ausschau zu halten. Bewährt hat sich dabei etwa die Lange Nacht der Museen, zu der im Schnitt fast 30 000 Besucher kommen. In diesem Jahr ist das Kulturevent zur späten Stunde am 16. März geplant, fast hundert Museen, Galerien, Ausstellungsorte und Kultureinrichtungen laden dann wieder bis zwei Uhr nachts zu einem besonderen Programm. „Mit neuen Angeboten werden immer auch ganz neue Besuchergruppen erschlossen“, sagt Eva Klingenstein vom Kunstmuseum, das im abgelaufenen Jahr alleine auf der Skaterrampe von Michel Majerus direkt vor dem Haus rund 35 000 zusätzliche Besucher zählen konnte, von denen die meisten wohl eher nicht zu den regelmäßigen Museumsgängern gehören.

So versuchen sich drei der großen Stuttgarter Kulturhäuser dann auch dieses Jahr an einem neuen Weg: einer Kooperation unter dem Slogan „Das Beste aller Welten“, die im Herbst mit einer Langen Nacht der Museen en miniature ihren Höhepunkt finden soll. Beteiligt sind dabei das Landesmuseum, das Kunstmuseum und das Linden-Museum, die allesamt im Herbst in kurzer Folge ihre großen Ausstellungen eröffnen: über die Romanows, über Baumeister und über die Inkas. Die Besucher einer Ausstellung können dabei zu ermäßigten Eintrittspreisen in die jeweils anderen Häuser, zur „Late Night“ am 16. November, bei der die Museen bis Mitternacht geöffnet haben, sind unter anderem Sonderführungen und diverse Vorführungen geplant. „Wir versprechen uns einiges von dieser Zusammenarbeit. Alle drei Ausstellungen haben eine große Strahlkraft über Stuttgart hinaus und hohes touristisches Potenzial“, sagt Martin Otto-Hörbrand vom Linden-Museum.

Ein Spagat zwischen Stammpublikum und neuer Zielgruppe

Auch das Landesmuseum im Alten Schloss, das nach längerer Umbauphase mit der Neugestaltung seiner Dauerausstellung „Legendäre Meisterwerke“ und der Kelten-Schau wieder erheblich an Besuchern zulegen konnte, hofft auf positive Effekte der Kooperation, so die Sprecherin Heike Scholz. Die drei Ausstellungen könnten inhaltlich nicht unterschiedlicher sein, das sei für die Besucher und auch die Museen selbst sehr spannend. Die Lange Nacht im Herbst sei zudem mit nur drei Häusern, die nah beieinander liegen, natürlich auch sehr viel konzentrierter, so Heike Scholz. Eröffnet wird die Große Landesausstellung „Im Glanz der Zaren“ am 5. Oktober, gleichzeitig geht das Kindermuseum im Schloss auf Entdeckungstour durch ein „Märchenhaftes Russland“.

Ob der kulturelle Dreiklang der Beginn einer wundervollen Zusammenarbeit und wegweisend wird, muss sich erst noch zeigen – letztlich entscheiden auch dabei vor allem die Besucherzahlen. Insgesamt können fast alle Stuttgarter Museen mit ihrer Auslastung im vergangenen Jahr zufrieden sein, praktisch überall konnten die Zahlen gehalten oder gesteigert werden. Das Theodor-Heuss-Haus etwa, das seit der Eröffnung mit seiner Randlage am Killesberg kämpft, hat um rund 20 Prozent zugelegt. Dazu beigetragen hat neben neuen Veranstaltungsreihen und dem Zehn-Jahr-Jubiläum laut Geschäftsführer Thomas Hertfelder auch die „überaus erfolgreiche“ Sonderausstellung über die Stuttgarter Porträtmalerin Käte Schaller-Härlin.

Thomas Schnabel, der Leiter des Hauses der Geschichte, sieht den Grund für den Anstieg der Besucherzahlen um ein Drittel unter anderem in den „attraktiven Ausstellungen“ über den Bauzaun von Stuttgart 21 und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. „Es gibt immer Schwankungen. Entscheidend ist, dass sich gute mit besseren Jahren auf erfreulichem Niveau abwechseln“, sagt Schnabel. Auf ein gutes Jahr kann auch die Staatsgalerie mit mehr als 40 Prozent Zuwachs zurückblicken. Großen Anteil daran hat laut Anette Frankenberger auch die Sonderschau „Mythos Atelier“, in der das Museum der Bedeutung der Künstlerateliers erstmals eine multimedial konzipierte Schau widmet. Ursprünglich sollte sie bis 10. Februar laufen – wegen des großen Erfolgs ist sie nun bis zum 3. März verlängert worden.