George Steinmetz hat atemberaubende Fotos von Wüstenlandschaften geschossen – mittels einer Drohne. Jetzt sind seine Bilder im Museum am Löwentor zu sehen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Das ist nicht der Blick eines Naturwissenschaftlers, sondern der eines Künstlers. Die Fotografien von George Steinmetz sind keine Landschaftsaufnahmen, sondern sie bilden grafische Formen ab, entführen in fantastische Farbwelten oder lassen Kamelkarawanen wie geschäftige Ameisen auf ihrem Weg erscheinen. Diese Bilder zeigen Kunstwerke der Natur, und die meisten von ihnen hat nur Steinmetz von seinem motorisierten Paraglider aus jemals gesehen.

 

Die spektakulären Arbeiten des US-amerikanischen Fotografen sind hierzulande aus Magazinen wie „GEO“ oder „National Geographic“ bekannt. Jetzt werden seine großformatigen Bilder im Museum am Löwentor unter dem Titel „Desert Air – Wüsten von oben“ in einer Sonderausstellung gezeigt. Das Schönste aus 15 Jahre Flügen im Luftraum von 30 Ländern – darunter Iran, Jemen, Tschad, Niger, Libyen oder Peru – sind zu sehen. „Zum ersten Mal sind die Originale in einer Ausstellung in Europa zu sehen“, sagt Johanna Eder, die Direktorin des staatlichen Museums für Naturkunde. Stuttgart ist der Auftakt einer Tournee durch mehrere deutsche Städte. Weitere Stationen in Europa werden folgen. Zur Präsentation war der 58-Jährige mit dem Kurator Thomas Buchsteiner anwesend und schilderte seine Arbeitsweise. „Es ist schwierig, in der Luft Objektive zu wechseln“, sagt er schmunzeln. „Es gibt dort keine Ablageflächen.“ Eine Kamera und zwei Objektive hat er bei sich. Mehr geht nicht, denn das Flugobjekt, mit dem er in die Luft geht, sieht aus wie aus der Werkstatt von Daniel Düsentrieb. Motor, Propeller samt Schutzgitter und zehn Liter Benzin schnallt sich Steinmetz wie einen Rucksack mit Minisitzfläche auf den Rücken. Mit den Lenkleinen steuert er. Fotografiert wird, wenn es windstill ist. „Ich fliege deshalb morgens und spätnachmittags. Mittags gibt es zu häufig Turbulenzen. Ich habe das langsamste und leichteste Flugzeug“, erzählt Steinmetz.

Vor allem die Sahara hat es ihm angetan

Nur aus der Vogelperspektive offenbart ihm die Natur ihre Kunstwerke, nur so kann er die Bewegungen von Tieren als surreale Szenarien festhalten. „Mit einem Helikopter wäre das nicht möglich. Der würde den Sand aufwirbeln“, erklärt er die Vorteile des Paragliders. Dabei ist diese Arbeitsweise nicht ungefährlich. „In einem Sandsturm kann die Geschwindigkeit schon mal 80 Kilometer in der Stunde werden – normalerweise sind es 45. Das ist ganz schön aufregend.“ Steinmetz, der eigentlich Geologe ist und Geophysik studiert hat, ist sich des Risikos bewusst: „Ich fliege nie allein, denn es kann immer etwas passieren.“

Vor allem die Sahara als eine der trockensten Regionen der Welt hat es ihm angetan. Aber gerade dort erschweren ihm die politischen Krisen in Nordafrika die Arbeit zusehends. „Es ist sehr schwierig, eine Erlaubnis für das Fotografieren zu bekommen“, berichtet er. „Wenn sie hören, dass ich fliege, denken sie, ich sei ein Spion“ – das belustigt den vielfach ausgezeichneten Fotografen. Richtig Angst dagegen hatte er im Iran, denn dort wurde er sogar einmal verhaftet – und Bilder machen darf er in diesem Land nicht mehr.