In Singen ist mit Art & Cars ein einzigartiger Museumsbau entstanden. Das Stifterehepaar Hermann Maier und Gabriela Unbehaun-Maier hat das Gebäude in Eigenregie erstellt. Gezeigt werden alte Autos und moderne Kunst.

Singen - Wie eine überdimensionierte vergessene Sandburg steht es da, das Museum Art & Cars, kurz MAC. Es soll Singen am Hohentwiel in ein neues Jahrhundert katapultieren. Sechs ungleiche Säulen, die wie geschwungene Türme in die Höhe ragen und einen kleinen ebenfalls gewellten Korpus umrahmen. Das seltsame Gebäude steht auf einem Sockel, bleibt aber abweisend, weil nach Süden zur Straße hin fensterlos. All das verstärkt den Eindruck, einer Trutzburg gegenüber zu stehen.

 

Oder handelt es sich bei dem Bau um eine Art Skulptur, wie die FAZ in einer hymnischen Besprechung dieser „Architektur vom Feinsten“ bereits mutmaßte? Ausgerechnet Singen also, die Industriestadt im Kreis Konstanz mit ihren 450 000 Einwohnern, bekannt für die Maggiwürze, ein Aluminiumwerk und die größte Automeile im Südwesten, soll zu einem zweiten Bilbao werden? Der spanischen Stadt hat das spektakuläre Guggenheim-Museum von Frank O. Gehry weltweite Aufmerksamkeit verschafft und der Kunstwelt die ewige Diskussion, ob ein Museumsbau schon allein durch seine Architektur Kunst sein soll.

Die Idee für dieses außergewöhnliche Projekt war vor mehr als zehn Jahren entstanden, fünf Jahre wurde geplant, zweieinhalb Jahre gebaut. Das vermögende, kinderlose Stifterehepaar Hermann Maier und Gabriela Unbehaun-Maier hat es sich „viele Millionen Euro“ kosten lassen. Wie viel genau, darüber schweigt das Paar. Dank des Baus konnten die beiden aber ihre umfängliche Privatsammlung in die Südwestdeutsche Kunststiftung einfließen lassen. Diese war 1993 vom damaligen Singener OB Friedhelm Möhrle ins Leben gerufen worden. Das neue Museum sollte das Haus werden, in dem diese Werke einer breiteren Öffentlichkeit gezeigt werden können. Die Stadt Singen stellte den Baugrund kostenlos zur Verfügung.

Gebäude als Hommage an Hegau und Hohentwiel

Durch die Gaben des Stifterehepaars Maier ist die Sammlung der Kunststiftung inzwischen auf 3300 Werke angewachsen und damit eine der größten im Südwesten. Darin finden sich neben bedeutenden Künstlern wie HAP Grieshaber, Walter Herzger, Georg Meistermann oder Rudolf Schoofs auch zeitgenössische junge Maler und Bildhauer sowie Klassiker der Moderne wie Otto Dix, Erich Heckel oder Max Ackermann. Auch die so genannten Höri-Maler – Curth Georg Becker, Rudolf Stuckert, Jean Paul Schmitz – fehlen nicht.

Dazu zeigt das Museum seltene Oldtimer. Die Automobile sollen die zeitgenössische Kunst unterstreichen und aufzeigen, wie äußeres und inneres Design sich von der Kunst der Zeit beeinflussen ließen, erläutern die Kuratoren. Zur Eröffnung sind acht außergewöhnliche Stücke aus der Autosammlung der Brüder Schlumpf aus dem Elsass zu sehen, die sich noch im Originalzustand befinden. Darunter einen Mercedes Silberpfeil W 154 von 1939 mit V 12 Motor und 425 PS, mit dem schon weltberühmte Rennfahrer wie Rudi Caracciola und Manfred von Brauchitsch unterwegs waren.

Verantwortlich für den futuristischen Museumsbau zeichnet der junge Gottmadinger Architekt Daniel Binder, der bisher Erfahrungen mit Zweckbauten gemacht hat. Bauen wollte seinen kühnen Entwurf aber keine der angefragten zwei Dutzend Firmen. Letztlich musste auch hier das Ehepaar Maier ins Risiko gehen. Ein Schritt, der sich für sie gelohnt hat, wie sie sagen. „Ein Lebenstraum ist wahr geworden“, sagt Hermann Maier.

Das Gebäude sei als eine Art Hommage an die vorbei fließende Aach, den Hegau und den Hohentwiel zu verstehen, sagt Maier. Und in der Tat ist in der Silhouette des Gebäudes der Quellfluss des Bodensees quasi gespiegelt, ebenso die Burg des Singener Hausberges und die Vulkanlandschaft des Hegau. Im Inneren öffnet sich das Museum Richtung Norden und damit zur Burg hin, lässt erstaunlich viel Licht einfließen und wirkt doch intim und heimelig.

Museum für Künstler der klassischen Moderne und für Oldtimer

In Singen werden Exponate der 1993 gegründeten Südwestdeutschen Kunststiftung gezeigt. Die Sammlung speist sich hauptsächlich aus der Privatsammlung des Ehepaars Hermann und Gabriela Maier und umfasst derzeit rund 3300 Werke. Das Ehepaar Maier hat das Museum für einen unbekannten Millionenbetrag erstellen lassen. Das Gelände hat die Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt. Nach dem Tod des Stifterehepaares wird das Museum in den Besitz der Stadt übergehen.

Die Sammlung ist konzentriert auf Künstler des südwestdeutschen Raums wie HAP Grieshaber, Walter Herzger oder Rudolf Schoofs sowie die Höri-Maler Curth Georg Becker, Jean Paul Schmitz oder Rudolf Stuckert. Sie umfasst auch Klassiker der Moderne wie Heckel oder Dix. Das Museum zeigt neben der Kunst maximal acht bis zehn Oldtimer. Zur Eröffnung werden acht Fahrzeuge des Musée de l’Automobile im elsässischen Mühlhausen gezeigt, die aus der Sammlung der Brüder Fritz und Hans Schlumpf stammen. Darunter auch ein von Ettore Bugatti konstruierter Peugeot BB Torpedo von 1913 und ein Voisin C 7 L von 1927.

Öffnungszeiten
Das MAC – Museum Art & Cars, Parkstraße 1, Telefon 077319265374, ist am Tag der offenen Tür, am 24. November, von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Von 25. November an gitl: Mi–Fr 15–22, Sa 13–22 und So 13–17 Uhr. wom