Ein Nagel ist nur ein kleines, unscheinbares Utensil? Von wegen. Das Löchgauer Nagelmuseum, getragen von der Gemeinde und am Leben gehalten von Ehrenamtlichen, macht die Kulturgeschichte des Nagels anschaulich. Am Samstag, 17. November, wird das 20-jährige Bestehen ab 11 Uhr mit einem Sektempfang gefeiert. Gisela Happold berichtet im Interview.

Kreis Ludwigsburg - Gisela Happold baute das Nagelmuseum in Löchgau mit auf und gehört zum Team, das es betreut und Führungen anbietet.

 

Frau Happold, trifft man den Nagel auf den Kopf, wenn man behauptet, dass Löchgau mit dem Museum ein Alleinstellungsmerkmal hat?

Auf jeden Fall. Uns ist in Deutschland kein vergleichbares Museum bekannt, schon gar nicht mit so einem speziellen, reichhaltigen Sortiment. Wir zeigen über viereinhalbtausend Arten von Nägeln, darunter allein 750 verschiedene Formen von Sohlennägeln und 250 verschiedene Absatznägel. Der Grundstock war die Mustersammlung der Firma Röcker, die von 1876 bis 1974 in Löchgau produzierte. Ein Glück, dass sie erhalten geblieben ist. Der letzte Geschäftsführer und der letzte Buchhalter hatten die Nägel fein säuberlich kästchenweise verstaut, und der Arbeitskreis Dorfbild Löchgau hat später darauf aufgebaut.

Was für Arten von Ausstellungsstücken hat sich die Initiative für das Museum noch unter den Nagel gerissen?

Man kann sich kaum vorstellen, was für spannende Dinge es zu dem Thema gibt. Der Nagel im Handwerk, in der Sprache, in der Kunst, in der Bibel, in der Medizintechnik: Wir haben im Laufe der Zeit großartige Exponate zusammengetragen. Und bekömmlich aufgearbeitet – das ist wichtig.

Lassen Sie sich auf eine Aussage zum außergewöhnlichsten Exponat festnageln?

Wir haben wunderbare kleine Nägelchen, die keinen Zentimeter groß sind. Auf die Köpfe von vier Millimetern Durchmesser hat der Bonner Künstler Hans Rings kleine Aquarelle gemalt. Damit hat er es ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Unser ältester Nagel stammt aus der Zeit um 100 nach Christus aus dem Abraum einer Grabung in Jagsthausen. Den bekamen wir von der Grabungsleiterin. Die ältesten bekannten Nägel sind aber schon rund 5000 Jahre vor Christus hergestellt worden.

So wie Sie für das Museum sprühen, werden Sie und Ihre Mitstreiter Ihr Engagement wohl kaum so bald an den Nagel hängen.

Wer das Museum kennt, weiß, warum. Jeder Nagel ist besonders in Farbe, Form, Materialbeschaffenheit. Manche haben sogar kleine Buchstaben oder Sternchen eingraviert. Da verschwimmen die Grenzen zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt. Wir zeigen übrigens Nägel aus fast aller Welt. Nur aus China haben wir keine.