Kultur: Adrienne Braun (adr)
Die Menschen ändern sich nur schwer. Vielleicht müsste man das Konzept Sammlung ganz neu denken?
Das haben wir in den letzten Jahren schon getan – zum Beispiel mit der erfolgreichen Ausstellung „Poesie der Farbe“, die ausschließlich Werke aus unserem Bestand präsentierte. Mir war von Anfang an extrem wichtig, mit der Sammlung zu arbeiten. Wir versuchen auch, die Menschen in die Sammlung zu bringen, indem wir mit dem Ticket für die Wechselausstellung zusätzlich freien Eintritt in die Sammlung geben. Das merkt sich der sparsame Schwabe. Wir haben auch Zusatzangebote wie die Videobox und die Grafikausstellungen, das sind innerhalb der Sammlung sozusagen zusätzliche Wechselausstellungen for free.
Bisher machen Wissenschaftler die Ausstellungen, die aber keine Experten sind in Fragen zur Rezeption oder Pädagogik.
Da hat sich in allen Museen enorm viel getan. Man sieht, wie sich die Präsentationsmoden und damit auch die Vermittlungsmoden geändert haben. Die Staatsgalerie war eines der ersten Häuser, das stilbildend war mit einem Raum für Wechselausstellungen. James Stirling hat die Staatsgalerie als offenes Haus konzipiert mit Café, Shop, Vortagssaal und Wechselausstellungshalle. Das war das Innovative. Mittlerweile ist das Standard.

„Freier Eintritt für die Museen wird die Probleme nicht lösen“

Derzeit wird wieder über freien Eintritt diskutiert. Würde er die Besucherzahlen markant steigern?
Es ist richtig, sich an einen Tisch zu setzen und zu fragen, was man erreichen will. Wir müssen alle die Generation zwischen 15 und 25 Jahre locken, die Jugendliche, die vielleicht keinen Erstzugang zu Kunst und Kultur bekommen haben, weil das in den Lehrplänen nicht mehr vorgekommen ist. Ist dafür der freie Eintritt notwendig? Wir haben bereits freien Eintritt für Kinder und Jugendliche bis zum abgeschlossenen zwanzigsten Lebensjahr, aber die Schulklassen sind nicht sprunghaft mehr geworden. Deshalb muss man fragen, wie kann man es Lehrern erleichtern, Kultureinrichtungen zu besuchen.
Warum soll man sich Kunst anschauen?
Warum soll man atmen? Beantworten Sie mir das, dann beantworte ich Ihre Frage.
Wie sähe Ihr ideales Museum aus?
Das ideale Museum ist der öffentliche Ort für die Gesellschaft. Die Gesellschaft hat ihre öffentlichen Orte immer mehr kommerzialisiert. Das wäre für mich ein Ziel, dass die Menschen ihre öffentlichen Gebäude wieder für sich reklamieren und nutzen. Dafür wollen wir so einladend wie möglich sein. Die Staatsgalerie muss strahlen, damit die Menschen sich willkommen fühlen. Museum ist nicht nur ein elitärer Ort, sondern ein Ort, an dem man Dinge sehen kann, die so wichtig sind wie die Luft zum Atmen.