20 Millionen Euro nimmt der Musicalveranstalter nach eigenen Angaben in die Hand, um das Apollo-Theater im SI-Centrum fit zu machen für das neue Musical Tarzan. Die Proben haben bereits begonnen, am 21. November ist Premiere.
Stuttgart - Wenn ein neues Musical in das Stage Apollo Theater im Möhringer SI-Centrum zieht, dann ist das normalerweise kein großer Akt. „Das alte Bühnenbild kommt raus, das neue wird eingebaut – das geht meistens recht schnell“, sagt Clemens Weissenburger. Bei dem Musical „Tarzan“, das in einigen Wochen Premiere feiern wird, ist das allerdings anders, wie der Technische Leiter des Theaters erklärt: „Hier müssen wir das ganze Gebäude umbauen. Die Show bestimmt das Gebäude.“
Vor einigen Wochen haben die Umbauarbeiten begonnen, die Planung dazu startete bereits Anfang des Jahres. Der Dschungel im Saal wurde mit Bühnenbildner und Regisseur besprochen, auch Statiker und Bauexperten wurden in den Prozess von Anfang an einbezogen. „Das ist der aufwendigste Produktionsaufbau, den ich bisher betreut habe“, sagt Weissenburger.
Um dies zu verdeutlichen, präsentiert der Experte den Saal, der momentan eher einer Baustelle als einem Aufführungsort gleicht. Es stinkt nach Teppich-Kleister, überall wird gehämmert, gesägt, gebohrt. Die untersten Logen rechts und links der Bühne wurden abgebaut, stattdessen stehen dort jetzt grüne Klettergerüste, auf denen die Darsteller im Musical turnen werden. Weissenburger deutet auf die Bühne: „Wir haben sehr viel Stahl in der Unterbühne verbauen müssen, damit das ganze Gewicht abgefangen werden kann.“ Außerdem wurde der Orchestergraben zugebaut, um auf diese Weise die Bühne zu vergrößern. Die Musiker werden bei dem Musical in einem separaten Raum sitzen.
Sieben Kilometer Seil hängen über den Zuschauern
Da das Stück nicht nur auf der Bühne stattfindet, sondern Darsteller auch an Lianen durch den Zuschauerraum schwingen, ist ein spezielles Sicherheitskonzept für die Höhe nötig. Bereits als das Musical in Hamburg gastierte, war Wilhelm Catianis mit seinem Team für die Sicherheit der Schauspieler zuständig. Die Sicherheitsleute sind wichtig, denn die Akteure bewegen sich auf drei bis zu 30 Meter langen Flugbahnen. Catianis holt einen Karabinerhaken hervor, den die Darsteller an ihr Fluggeschirr befestigen müssen, bevor sie in die Luft gehen. „Unsere Mitarbeiter kontrollieren jedes Mal, ob richtig gesichert wurde“, erklärt er. Sowohl hinter der Bühne als auch auf den Gerüsten über den Zuschauern sitzen die Höhenarbeiter. 48 Seilwinden werden in dem Theater verbaut, an sieben Kilometer Seil werden sich die Darsteller durch den Dschungel hangeln.
Der Umbau des Theaters für die neue Produktion- inklusive des Abbaus und Transports der Technik von Hamburg nach Stuttgart – kostet summa summarum 20 Millionen Euro. In den Ticketpreisen soll sich das nicht niederschlagen, sagt Sabine Röll von Stage Entertainment. „Wir wissen, dass wir mit den Preisen schon am Limit sind. Deshalb ist nicht geplant, aufzuschlagen.“ Röll hoffe allerdings, dass das Musical die „Zwei-Jahres-Schallmauer, die es in Stuttgart zu geben scheint“ durchbricht.
Am 21. November hat das Musical Premiere, die Proben beginnen, sobald die Bauarbeiten im Apollo Theater weitgehend abgeschlossen sind. Bereits seit April bereiten sich die Darsteller auf die Show vor, allerdings in Hamburg. „Dort hatten sie die nötige Ausrüstung und konnten sich auch die Produktion anschauen“, erklärt Röll.