Vor zehn Jahren war Jörg Hilger als Darsteller dabei, jetzt ist er musikalischer Leiter des Stücks Mamma Mia, das seit Donnerstagabend wieder im Stuttgarter SI-Centrum gezeigt wird.

Stuttgart - Musikalisch ist er ziemlich vielseitig. Er spielt Keyboard, Klavier, singt, tanzt, komponiert, arbeitet als Gesangstrainer – und ist bei der Neuauflage des Musicals „Mamma Mia“ dafür verantwortlich, dass alle Beteiligten den richtigen Ton treffen. Jörg Hilger ist Dirigent und musikalischer Leiter des Stücks und ist damit zuständig für alles, was musikalisch auf der Bühne und im Orchestergraben passiert. Diese Aufgabe ist zwar nicht neu für ihn. Doch die Abba-Show, die am Donnerstag im SI-Centrum Premiere gefeiert hat, ist die bisher größte Produktion, bei der Jörg Hilger die musikalische Leitung übernommen hat. Noch vor zehn Jahren stand der heute 33-jährige Wahl-Hamburger selbst als Teil des „Mamma Mia“-Ensembles auf der Bühne. Jetzt hat er den Platz im Rampenlicht gegen einen im Orchestergraben getauscht, wo er Keyboard spielt und den Musikern und Darstellern ihre Einsätze vorgibt.

 

Doch obwohl er als Musicaldarsteller ans Scheinwerferlicht gewöhnt ist, verspürt Jörg Hilger noch kurz vor der Premiere des Abba-Musicals echtes Lampenfieber. „Als Darsteller kann ich mich emotional gehen lassen, als musikalischer Leiter muss ich mich viel mehr konzentrieren und alles im Blick behalten“, erklärt er. „Daher bin ich schon etwas nervös und gespannt, wie es wird.“

So richtig kreativ kann er nicht werden

Die Rolle des musikalischen Leiters kennt Hilger bereits von Musicalgalas und Konzerten. Seine Aufgabe bei „Mamma Mia“ sei aber die bisher größte Herausforderung für ihn, sagt er. Schließlich brauche er als Dirigent nicht nur an jedem Abend das „Gespür für den richtigen Moment“, die Arbeit sei auch mit mehr Verantwortung verbunden. „Außerdem weiß jeder genau, wie die Abba-Lieder klingen“, sagt er. „Umso größer muss die musikalische Perfektion sein.“

Seine Kreativität, die er sonst auch gerne ins Komponieren und Arrangieren eigener Musik steckt, kann Jörg Hilger bei „Mamma Mia“ aber nicht in ihrer Gänze nutzen. Denn die Melodien und Arrangements der Titel kann er bei einer fertigen Komposition nicht einfach verändern. Sein großer Wunsch ist es daher, eines Tages sein eigenes Musical zu komponieren und auf die Bühne zu bringen.

Die Kehrwoche ist gewöhnungsbedürftig

Bis es soweit ist, will der gebürtige Hildesheimer erst einmal weiter als Musiker, Musicaldarsteller, Gesangstrainer und musikalischer Leiter fremder Inszenierungen arbeiten – und Stuttgart ein wenig besser kennenlernen. Seit Beginn der „Mamma Mia“-Proben vor einigen Wochen habe er dazu noch keine Zeit gehabt, erzählt er. Sobald sich die Möglichkeit ergebe, wolle er das aber nachholen. „Ich glaube, ich mag die Stadt“, sagt er lächelnd. „Ich wohne jetzt in Stuttgart-Süd und freue mich schon darauf, mir Schlösser in der Gegend anzuschauen und über die Hügel und Weinberge zu wandern.“

Lediglich an die schwäbische Kehrwoche muss sich Hilger noch gewöhnen. Doch diese Aufgabe wird ihn wohl nicht allzu sehr beanspruchen. Denn wenn im Herbst zum letzten Mal der Vorhang für „Mamma Mia“ fällt, kehrt Jörg Hilger bereits wieder in die Heimat nach Hamburg zurück, um sein musikalisches Talent in neue Projekte einzubringen.