Die Geschichte der kleinen Holzmarionette Pinocchio begeistert seit mehr als 130 Jahren zahlreiche Kinder. Von Samstag an ist der Kinderbuch-Klassiker als Musical im Friedrichsbau Varieté zu sehen.

Stuttgart - Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als ein Junge aus Fleisch und Blut zu werden. Die Geschichte der kleinen Holzmarionette Pinocchio begeistert seit mehr als 130 Jahren zahlreiche Kinder. Von Samstag an ist der Kinderbuch-Klassiker als Musical im Friedrichsbau Varieté zu sehen. Das fünfköpfige Ensemble war am Mittwoch noch fleißig am Proben. „Die klassische Geschichte ist gar nicht so altertümlich, wie man zuerst denkt“, sagte Regisseurin Melanie Herzig. Sie ergänzt: „Die Themen sind noch immer sehr aktuell.“ Denn der Stoff beleuchte Probleme, die Kinder hätten, wenn sie größer werden. „Das Musical spricht mehrere Generationen an“, meinte die Regisseurin. Die Herausforderungen des Erwachsenwerdens, sich Verführungen und Versuchungen zu widersetzen, machten das Stück zeitlos.

 

Den Titelheld spielt eine Frau

Das Musical basiert auf dem Kinderbuch des italienischen Autors Carlo Collodi. Der Schriftsteller und Journalist hatte das Werk über die Holzpuppe, deren Nase beim Lügen immer ein Stück länger wird, im Jahr 1883 in seiner Heimat, der Toskana, verfasst. Bis heute wurde der Stoff mehrere Male verfilmt, auch von Walt Disney im Jahr 1940. Auch der Komponist des Musicals, Konstantin Wecker, ließ sich von der italienischen Landschaft inspirieren. Gemeinsam mit Autor Christian Berg adaptierten die Künstler die Geschichte für die Bühne.

Der Titelheld der Produktion wird von Schauspielerin Bianca Todte verkörpert. „Anfangs habe ich mich gewundert, warum ich einen kleinen Jungen spielen soll“, sagte die 23-Jährige. „Aber es fällt mir gar nicht schwer, das Kindliche rüberzubringen.“ Seit knapp drei Wochen probt das Ensemble schon in Stuttgart. Zuletzt wurde die Produktion in Hannover aufgeführt.

Junge Zuschauer sollen einbezogen werden

Pinocchio sei ein wunderschöner Stoff, der seit Jahren sowohl junges als auch älteres Publikum begeistere, sagte Timo Steinhauer, Geschäftsführer des Friedrichbau Varietés. Geeignet sei das Stück für Kinder ab vier Jahren. Weltpremiere hatte das Musical im Jahr 2003 in Cuxhaven. Steinhauer freue sich, dass im März nun auch der Nachmittag im Theater am Pragsattel belebt werde. „Das Musical ist der schönste Soundtrack, den Wecker geschrieben hat“, sagte Produzent Christian Doll begeistert. Elf Songs wollen das Publikum in die Welt des hölzernen Lausbuben und seines Tischlervaters Gepetto entführen.

Dabei sollen die jungen Zuschauer an einigen Stellen auch in die Handlung mit einbezogen werden. „Wir durchbrechen die vierte Wand“, versprach Regisseurin Herzig. So dürften die Kinder Pinocchio erzählen, warum es wichtig sei, in die Schule zu gehen. Herzig gehe es bei ihren Produktionen vor allem um klassisches Theater. „Ehrliche Emotionen treffen das Publikum eher, als teure Spezialeffekte“, sagte die Künstlerin. Die größte Herausforderung sei die wachsende Nase der Holzpuppe Pinocchio gewesen, sagte Herzig schmunzelnd: „Das ist ein ganz toller und magischer Moment!“