Take That war für viele Leute die einzig wahre Boyband, das unerreichte Vorbild für die Backstreet Boys und NSYNC. Ein Musical erzählt nun von ihren Fans - und vom Abgleich des Lebens mit den Jugendträumen.

Berlin - Mit Take That ist das so eine Sache. Entweder man war froh, wenn man bei „Never Forget“ den Radiosender wechseln konnte. Oder man liebte die Band so innig, dass man die Wände in den 1990ern mit Postern pflasterte. Take That, das war irgendwie Herzschmerz und Autoscooter, heimliches „Bravo“-Lesen und Schwärmerei.

 

Knapp 30 Jahre später kommt die Musik der Boygroup nach Deutschland zurück. Und zwar als Musical. Man könnte fragen: Sind wir schon so alt geworden? Das Stück findet darauf eine schnelle Antwort: Ja, irgendwie schon. Am Donnerstag ist „The Band - das Musical“ erstmals in Deutschland in Berlin gezeigt worden, im Herbst folgt München.

Bill Clinton und „Jurassic Park“

Um eins vorweg zu nehmen: Es geht nicht wirklich um Take That. Stattdessen dreht sich die Geschichte um fünf Mädchen im Jahr 1993. Laut den Nachrichten im BBC-Videotext läuft gerade „Jurassic Park“ in den Kinos und Bill Clinton wird als US-Präsident vereidigt.

Die Mädchen sind Fans einer Boygroup. Die Band wird nicht weiter benannt, singt aber Take-That-Lieder. Also Musik mit langgezogenen Oooohs und Texten, die im Ohr bleiben, aber lieber nicht übersetzt werden sollten. Nach einem Konzert kommt es zu einem Unfall. Die Frauen verlieren den Kontakt und begegnen sich nach 25 Jahren wieder.

Tapete im Leben

Das Musical erzählt etwas über Schwärmereien, über Freundschaft und die Frage, was aus frühen Hoffnungen wird. Die Frauen vergleichen, was sie früher sein wollten, und was aus ihnen geworden ist. Die Musik ist dabei so etwas wie eine Tapete im Leben der Fans. So hat es die Band zuletzt in einem Interview der „Berliner Zeitung“ genannt.

Wie viele wohl versucht haben, ihre Beziehung mit „Back For Good“ zu kitten? Oder das Bee-Gees-Cover „How Deep Is Your Love?“ aufgelegt haben? Viele kennen den Kinderchor am Anfang von „Never Forget“ und den Text von „Relight My Fire“ („....your love is my only desire“).

Die Band produziert mit

Take That gelten als eine der erfolgreichsten Bands Großbritanniens. Auf ihren Bühnen landeten Teddybären und Liebesbriefe. Dann stieg 1995 Robbie Williams aus und 1996 kam die Trennung. Für viele Teenager ein Drama ohnegleichen. Später gab es ein Comeback, Drogenprobleme, Konzerte, neue Abschiede.

Mittlerweile sind von fünf Mitgliedern noch drei als Band unterwegs. Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald haben heute Bärte und Familien. Das Musical, das sie mitproduziert haben, stellten sie vor Kurzem in Berlin vor. Zur Premiere sind sie nicht da, dafür Gäste wie Kabarettist Dieter Hallervorden, Sängerin Mandy Capristo und die frühere „Glücksrad“-Fee Maren Gilzer.

Fast wie bei den Chippendales

Auf der Bühne stehen die Schauspielerin Heike Kloss („Alles Atze“) und DSDS-Gewinner Prince Damien. Zum Einsatz kommen Nebelmaschinen. Windmaschinen. Konfettimaschinen. Und wenn die Mitglieder der Boyband mit nacktem Oberkörper und Kriegerhelm antreten, hat man auch mal den Eindruck, in einer Show der Chippendales zu sitzen.

In Großbritannien lief das Musical schon länger, nun ist es nach Angaben der Veranstalter erstmals außerhalb Großbritanniens zu sehen. Ob die Produktion so erfolgreich wird wie dort, bleibt abzuwarten. Für frühere Fans kann der Abend unterhaltsam sein, aber man muss über ein paar nicht gerade subtile Lebensweisheiten hinwegsehen können. Aber vielleicht kramt man nach dem Abend nochmal in der alten Musikkiste.