Wegen des Umsatzausfalls will die Stage Entertainment laufende Kosten langfristig senken. In Stuttgart werden 14 Stellen im nichtkünstlerischen Bereich gestrichen. Betroffen ist die gesamte Pressestelle der Möhringer Musicalhäuser.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Seit 15 Monaten darf der Flaschengeist von „Aladdin“ keine Wünsche mehr erfüllen. Auch der „Tanz der Vampire“ ist ausgebremst. Die Stage Entertainment steht in der Zwangspause der Pandemie ohne Einnahmen da. Wenn was leuchtet beim Apollo- und beim Palladium-Theater, die beide verwaist sind auf den Fildern, dann nur das rote Licht – die Signalfarbe der „Alarmstufe Rot“. Es geht um die Existenz! „Wir müssen langfristig unsere laufenden Kosten senken“, sagt der Hamburger Unternehmenssprecher Stephan Jaekel. Die Stuttgarter Pressestelle kann nichts mehr sagen. Denn diese Abteilung ist aufgelöst.

 

Ein Drittel der Stellen fällt bei Verwaltung, PR und Vermarktung weg

An allen deutschen Standorten will die Stage von 300 Stellen aus dem sogenannten Overhead-Bereich, also in der Verwaltung, bei der Vermarktung und der Pressebetreuung, 100 streichen. In Stuttgart haben 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfahren, dass sie unter einen Sozialplan fallen werden. „Teils sind die Kündigungen bereits ausgesprochen, teils werden noch Gespräche geführt“, berichtet Jaekel, der diesen Schritt „sehr bedauert“. Noch weiß die Stage Entertainment nicht, wann sie wieder Publikum begrüßen kann, wann also wieder Umsatz gemacht wird. Doch eines steht bereits fest: Auch wenn es langsam zurück in die Normalität gehen sollte, werden die Einnahmen nicht das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie erreichen. Der Neustart nach dem Totalausfall wird schwer.

„Jenseits des Kurzarbeitergeldes bekommen wir keine staatliche Unterstützung“

„Bis dato bekommen wir jenseits des Kurzarbeitergeldes keinerlei staatliche Unterstützung“, sagt der Unternehmenssprecher mit Sitz in Hamburg. Eine „kleine Chance“, so Jaekel, komme aus dem Etat von Kulturstaatsministerin Monika Grütters: „Dort man unsere unsere Anträge auf ,pandemiebedingte Investitionen’, also zur Finanzierung der Hygiene-Maßnahmen, mit positiver Aussicht beschieden.“ Pro Theater gibt es dafür maximal 100 000 Euro. Jaekel: „Angesichts unseres Jahresumsatzes von etwa 300 Millionen Euro, der uns ja jetzt schon entgangen ist, ist das natürlich fast eher symbolischer Natur. Dankbar sind wir dennoch.“

Es gab ein Darlehen der US-Muttergesellschaft

Die Stage Entertainment hat nach den Worten des Unternehmenssprechers Hilfen aus verschiedenen Wirtschaftsprogrammen des Landes und des Bundes beantragt, die jedoch allesamt „aus den unterschiedlichsten juristischen Gründen“ abgelehnt worden seien. „Wir überlebten bis Ende des Jahres 2020 vom Ersparten und eiserner Kostendisziplin“, sagt Stephan Jaekel. Außerdem habe das Unternehmen ein Gesellschafterdarlehen der US-Muttergesellschaft Advance Publications bekommen. „Das müssen wir natürlich zurückzahlen, wenn wir irgendwann mal wieder loslegen können.“ Der Leiter der Stage-Kommunikation hofft auf raschen Impferfolg, sodass die Häuser nach strengen Hygieneregeln vielleicht im Sommer wieder öffnen können. In Stuttgart soll es mit „Aladdin“ weitergehen und der „Tanz der Vampire“ soll erneut starten.

Die PR- und Pressearbeit für die Stuttgarter Häuser wird künftig von Hamburg aus geführt, unterstützt von einer lokalen PR-Agentur.