Wenn Christa Behnke spielt, sieht es aus, als wäre es das Einfachste der Welt. Als Akkordeonistin hat sie nicht nur den Weltmeistertitel geholt, sie ist auch überall herumgekommen – und traf in Göppingen die Liebe ihres Lebens.

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Göppingen - Christa Behnke sitzt im Musikzimmer ihrer Göppinger Wohnung. Auf dem Schoß hat sie ihr Akkordeon. Das 14 Kilogramm schwere Instrument hat sie sich im Vorfeld am Rücken festgeschnallt – wie einen Rucksack, den sie vor dem Bauch trägt. Mit der linken Hand greift sie die Bassknöpfe, mit der rechten die Tasten. Ihr Kinn positioniert sie auf dem Kinnregister, bereit, dort drei weitere Tasten zu bedienen.

 

Als sie anfängt zu spielen, bewegt sich ihr ganzer Körper zur Musik. Ihr Fuß wippt, ihr Gesichtsausdruck verändert sich und ihre Finger fliegen über das Instrument. Sie spielt Klassik, Folklore, Evergreens, Schlager und wieder Klassik. Noten braucht sie nicht. Nie. Auch nicht auf der Bühne. „Das kann man nicht machen als Solistin“, sagt sie, als wäre es ganz selbstverständlich. Ihr Vater brachte ihr die ersten Töne bei, als sie sechs Jahre alt war. Bald ging es mit ihrer Karriere steil bergauf: Mit elf Jahren wurde sie deutsche Vizemeisterin der Junioren, anschließend gewann sie dreimal hintereinander die Deutschen Meisterschaften. Beim internationalen Akkordeon-Festival im italienischen Pavia belegte sie den ersten Platz, dreimal wurde sie Vizeweltmeisterin, bevor sie – als Krönung ihrer Laufbahn – den Weltmeistertitel im finnischen Helsinki holte.

Sprungbrett Kleintierzuchtverein

„Irgendwann hatte ich dann einen Auftritt bei einem Kleintierzuchtverein und bin dadurch ins Showgeschäft reingerutscht“, sagt die gebürtige Bochumerin. Daraufhin war sie in „allen möglichen“ Fernseh- und Radiosendungen zu sehen und zu hören, unternahm Gastsspielreisen von „Spitzbergen bis Feuerland“. So landete Behnke 1965 auch im Café Pflugfelder, das für seinen prominenten Besuch bekannt war. Neben Behnke waren beispielsweise Peter Maffay, Roberto Blanco und Heino in dem Göppinger Tanzlokal zu Gast. Hier verliebte sich die Akkordeonistin in den Göppinger Richard Blickle, der wenig später ihr Ehemann wurde.

„Er war Gast und nach meinem Auftritt setzte man mich zu ihm und seinen Eltern an den Tisch“, erzählt sie. Im darauffolgenden Jahr verließ die Musikerin das Ruhrgebiet und zog zu Blickle in die Stauferstadt. Von da an setzte sie ihre Karriere von Göppingen aus fort. Spielte sie auf Schiffsreisen, wurde sie von ihrem Ehemann begleitet. Mit Schwäbisch, gibt die Musikerin zu, hatte sie am Anfang ihre Probleme: „Manchmal musste ich da bei meinem Mann schon dreimal nachfragen.“ Doch obwohl ihr Ehemann vor drei Jahren gestorben ist, ist es für Christa Behnke keine Option Göppingen zu verlassen. Dafür habe sie sich hier zu gut eingelebt. „Und meine Tochter wohnt ja auch hier“, sagt sie.

Youtube begeistert die Musikerin

Heute ist Christa Behnke nicht mehr so viel unterwegs wie früher. „Die ganz weiten Reisen mache ich nicht mehr“, sagt sie. Trotzdem übt sie ein bis zwei Stunden täglich. Fingerübungen seien dabei besonders wichtig. Deshalb hat sie auch ihr eigenes Buch mit dem Titel „Finger-Tips“ herausgebracht. Von einer Sache ist die Musikerin ganz besonders begeistert: dem Videoportal Youtube. Ihr Stück „Hüttenfete“ wurde dort mehr als 2,5 Millionen mal angeklickt.