Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Pouya lebte seit 2010 in Deutschland. Er verlies sein Heimatland 2008, weil die Taliban ihn mit dem Tod bedrohten. In seiner Heimatstadt Herat arbeitete er als Zahnarzt und später als Pfleger in einer französischen Klinik für Verbrennungsopfer. Die Tatsache, dass er dort Männer und Frauen pflegte als auch sein Wirken als Musiker und Schauspieler erregten den Argwohn der Taliban. Auf Grund seines politischen Engagements in Deutschland gilt er noch immer als gefährdet. Dennoch war sein Asylantrag abgelehnt worden. Pouya spricht sechs Sprachen und arbeitete als Flüchtlingsberater bei der IG-Metall – allerdings ehrenamtlich. Sein Arbeitsvertrag ruhte, da er wegen seines Aufenthaltsstatus kein Arbeitsverhältnis eingehen durfte. „Ich würde gerne Steuern in Deutschland zahlen“, hatte er beim Bürgerfest des Bundespräsidenten Joachim Gauck diesem bei einer kurzen Begegnung gesagt. Alle Menschen, die mit dem Musiker zu tun hatten, erlebten ihn als bestens integrierten Flüchtling, der anderen als Vorbild dienen könne. Umso größer ist das Entsetzen bei der Stuttgarter Initiatorin des Vereins Zuflucht Kultur, Cornelia Lanz, über die Entwicklung. Auch Bianka Huber von der IG Metall kann nicht verstehen, „warum ausgerechnet Pouya jetzt gehen muss“.

 

Musikerkollege begleitet Pouya als Zeichen der Solidarität

Bereits im Dezember sollte der Musiker im Zuge der ersten Sammelabschiebung nach Afghanistan zurückkehren. Er entging ihr, weil er nicht zu Hause war. Begleitet wird Pouya nun vom Münchner Geiger Albert Ginthör. Er ist Mitglied des Orchesters des Theaters am Gärtnerplatz und Produzent der Münchner „Zaide“-Inszenierung. Er sieht seinen Flug nach Afghanistan als Zeichen der Solidarität „von Künstler zu Künstler“. Er ist sich aber darüber im Klaren, dass die Reise auch für ihn äußerst gefährlich ist. Für ihn ist dennoch klar: „Das muss ich jetzt machen.“ In einer Woche will er wieder zurück sein. Aber wohl ohne Pouya.