Sie wissen, was wir letzten Sommer gehört haben. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kürt seit 1990 jedes Jahr einen Sommerhit. Welcher Song könnte es dieses Jahr werden? GfK-Experte Hans Schmucker verrät im Interview sein Insiderwissen.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kürt seit 1990 jedes Jahr einen Sommerhit. Was er braucht, sind eine eingängige Melodie, ein einfacher Text und natürlich Urlaubsstimmung. Zudem muss das Lied von einem Newcomer sein.

 
Herr Schmucker, haben Sie heute Morgen schon einen Sommerhit mitgesungen?
Nein, heute Morgen noch nicht. Der Sommer ist ja noch ein bisschen hin, aber es gibt schon ein paar Kandidaten.
Die GfK Entertainment kürt jedes Jahr Mitte August einen Sommerhit. Warum erst dann?
Der richtige Sommerhit taucht erst im Juli und August auf, also erst dann, wenn alle Bundesländer Ferien haben. Die Kandidaten, die schon im Mai und Juni aufpoppen, schaffen es meist nicht bis zum Sommer.
Was für Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Song zum Sommerhit taugt?
Es gibt Kriterien, auf die sich alle einigen können. Das sind eine eingängige Melodie, kein furchtbar komplizierter Text, ein Rhythmus, auf den man gut tanzen kann und ein Song, der gute Laune und Urlaubsstimmung verbreitet. Für uns kommen noch ein paar andere Kriterien hinzu: Ein Sommerhit sollte auf Platz Eins der offiziellen Deutschen Charts landen, der Künstler sollte zuvor keine großen Erfolge in den Charts gehabt haben. Das war bisher auch meist der Fall, wie etwa bei Lou Bega mit „Mambo No. 5“, O-Zone mit „Dragostea din tei“ oder 2016 Imany mit „Don’t be so shy“. Es ist meist auch ein Hit, der nicht durch ein Großevent wie etwa die Fußball-Weltmeisterschaft bekannt wird. Wir messen zudem die Abrufe auf Social-Media-Portalen wie Facebook, Twitter und Instagram.
„Despacito“ von Luis Gonsi und Daddy Yankee ist schon seit Wochen auf Platz Eins der Charts. Der hätte doch Potenzial?
Das könnte sein – das ist ein klassischer Kandidat. Er ist seit acht Wochen auf Platz Eins, es handelt sich hierzulande um einen Newcomer. Doch im Jahr 2013 hätte man auch vermutet, dass „Get Lucky“ von Daft Punk der Sommerhit werden würde. Dann kam noch „Blurred Lines“, was auch sehr erfolgreich war. Das war aber im Juni. Der eigentliche Sommerhit war dann „Wake Me Up“ von Avicii.
Häufig wird ein Sommerhit auf Spanisch gesungen.
Das stimmt. Vor allem in den 90er Jahren und 2000ern waren viele spanische Interpreten dabei. Doch in den letzten Jahren waren es immer wieder Elektrosongs, die zu Sommerhits wurden. Ein Hit kann aber in jeder Sprache sein, wenn man zum Beispiel an „We No Speak Americano“ denkt, bei dem Italienisch gesungen wird.
Aber alle singen mit. 2004 war mit „Dragostea din tei“ sogar ein Song auf Moldawisch der Sommerhit.
Das war ganz interessant, weil gleich zwei Versionen davon ganz vorne in den Charts waren.
Muss ein Sommerhit auch viele Menschen nerven?
Musik ist so vielfältig. Wenn man in die aktuellen Albumcharts schaut, sieht man diese Vielfalt. Da ist Helene Fischer und auch Rammstein dabei. Diese Künstler sprechen ganz unterschiedliche Zielgruppen an. Wenn ein Song mehr als zehn Wochen auf Platz Eins ist, dann gibt es aber schon viele Leute, die den mögen.
Was ist der erfolgreichste Sommerhit überhaupt in Zahlen?
In den Zehnerjahren war Lykke Li mit „I Follow Rivers“ ganz vorne. Doch durch Streaming und Download sind Songs permanent verfügbar, da haben sie mehr Chancen, sich länger zu verkaufen. In den 90er Jahren gab es eine gewisse Anzahl an Maxi-CDs und das war’s dann. Da war „It’s My Life“ von Dr. Alban am beliebtesten.