Gilt das auch in künstlerischer Hinsicht?

 

Das ist eine logische Entwicklung. Wenn aufwendige Musikvideos nicht automatisch zu höheren Verkaufszahlen führen, werden die Budgets kleiner. Deshalb wirken viele Videos heute wie von der Stange.

Ist Youtube das MTV von heute?

Ja, zumal Youtube im Gegensatz zu MTV nicht ein Programm für alle, sondern alles zu jeder Zeit bietet. Man ist als Nutzer sein eigener Programmdirektor. Die Youtube-Generation ist dem linearen Fernsehen ohnehin abhanden gekommen.

1981 war "Video killed the Radio Star" das erste Video bei MTV. Robbie Williams hat sein letztes Soloalbum "Reality killed the Videostar" genannt. Hat er recht?

Das Aussehen in der Musik wurde sehr wichtig

Aus Sicht der Musikindustrie kam MTV also genau zur richtigen Zeit?

Ja, aber auch aus Sicht der Musiker. Für die in England auf den Punk folgende New Wave waren Aussehen und Kostüme sehr wichtig. Gerade bei New-Romantic-Bands wie Spandau Ballett oder Visage war der Stil integraler Teil des Gesamtkonzepts. In den Videos gab es daher immer tatsächlich auch was zu sehen. Der Erfolg einer Band wie Duran Duran basierte ganz wesentlich auf dem Einsatz der jeweiligen Videos.

Anfangs sah MTV überall auf der Welt gleich aus. Warum hat man dieses Erfolgskonzept verändert?

Viele Künstler, die in ihrem Land sehr erfolgreich waren, fanden auf MTV nicht statt. Deshalb wurden Sender wie Viva gegründet. MTV musste reagieren, um auch weiter der Musiksender Nummer eins zu bleiben, und sich an die nationalen Märkte anpassen. Deshalb entwickelte man ein "Glokalisierungskonzept": Es gab weiterhin Weltstars wie Madonna und Michael Jackson, aber eben auch die regionalen Größen. Das steigerte auch die Verbundenheit mit dem Zuschauer. 

Warum ist neben MTV nur VIVA erfolgreich?

Warum hat sich neben Viva kein anderer deutscher Musiksender etabliert?

Versuche gab es durchaus, zum Beispiel mit Musicbox aus München, aber die fanden überwiegend in der Pionierphase Mitte der Achtziger statt. Musikvideos zu zeigen, war einer der billigsten Wege, einen TV-Sender zu betreiben, denn das Material gab's ja umsonst. Aber es war ein Nischenmarkt, auf dem nicht viel zu verdienen war.

Ist das der Grund, warum MTV und Viva irgendwann immer weniger Musikvideos zeigten?

Das hat eher mit der Entwicklung der Musikindustrie zu tun. Die Plattenfirmen hatten ja schon in den Neunzigern wachsende Probleme. Zehn Jahre zuvor war es noch möglich, neue Künstler mit Hilfe aufwendiger Videos zu etablieren, aber das klappte nun nicht mehr. Außerdem hat sich der Musikmarkt in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren enorm segmentiert. Es gibt keinen Mainstream mehr, der mehrere Generationen anspricht. Der letzte Popstar dieser Art war Robbie Williams. Mittlerweile besteht der Musikmarkt aus vielen, wenn auch vielleicht großen Nischen. Dadurch ist die Bedeutung der Videos gesunken. 

Ist MTV heute Youtube?

Gilt das auch in künstlerischer Hinsicht?

Das ist eine logische Entwicklung. Wenn aufwendige Musikvideos nicht automatisch zu höheren Verkaufszahlen führen, werden die Budgets kleiner. Deshalb wirken viele Videos heute wie von der Stange.

Ist Youtube das MTV von heute?

Ja, zumal Youtube im Gegensatz zu MTV nicht ein Programm für alle, sondern alles zu jeder Zeit bietet. Man ist als Nutzer sein eigener Programmdirektor. Die Youtube-Generation ist dem linearen Fernsehen ohnehin abhanden gekommen.

1981 war "Video killed the Radio Star" das erste Video bei MTV. Robbie Williams hat sein letztes Soloalbum "Reality killed the Videostar" genannt. Hat er recht?

Was MTV betrifft: ja. Es ist heute ein Kanal für sogenanntes Reality-Fernsehen. 

Der Medienbeobachter

Popkultur

Der Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger aus Marburg beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Geschichte und Entwicklung der Medien- und Popkultur. Der amerikanische Musiksender MTV ging am 1. August 1981 auf Sendung. Im März 1997 wurde das Angebot hierzulande um deutschsprachige Sendungen ergänzt. Seit dem 1. Januar 2011 ist MTV nur noch als kostenpflichtiger Bestandteil von Pay-TV-Paketen zu empfangen.