Hinzu kommt ein weit gespreiztes dynamisches Spektrum, das seine schönsten Momente bei Arienbegleitungen findet. Rademann hat den „Belshazzar“ mit exzellenten, nicht jedoch mit großen Stimmen besetzt, und jetzt trägt er den geraden, strahlenden, selbst bei raschesten Koloraturen feiderleichten Sopran von Robin Johannsen ebenso auf Händen wie den filigranen Countertenor von Terry Wey, der das Forcieren am allerwenigsten verträgt, und auch die Altistin Wiebke Lehmkuhl (Daniel) und der Bass Peter Harvey (Gobrias) dürfen sich von diesem Dirigenten und Ensemble gehalten fühlen. Für den Tenor James Gilchrist gilt Gleiches, aber wenn der den tragisch-tyrannischen Titelhelden gibt, ist gleich so viel Theater auf der Bühne, dass alles andere eigentlich egal ist – auch die paar kleinen Notenwerte, derer der feurige Sängerdarsteller unterwegs verlustig geht. Dass Gilchrist, nachdem er zuvor eigentlich immer gleichsam mit gezücktem Dolch unterwegs war, kurz vor Schluss (sprich: nach seinem Ableben) in den Lobgesang des Chores mit einstimmt, ist eine hübsche Geste, die zum utopischen Charakter des Endes passt. Händel gut, alles gut – herzlich willkommen in Stuttgart, Georg Friedrich!