Wie klingen Eiszapfen? Wie lang dröhnt die Eistrommel, bevor sie schmilzt? Ein Percussionist aus Norwegen zeigt es im Theaterhaus.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Ganz schön warm abends um zehn im vollbesetzten Theaterhaussaal. Aber auf der Bühne tragen die Künstler trotzdem Winterklamotten mit Pelzkapuze und Handschuhen. Laufen Norweger immer so herum? Nur, wenn sie zur kleinen Truppe von Terje Isungset gehören. Denn der 47-jährige Percussionist mit Wohnsitz an einem einsamen Fjord macht Musik auf Instrumenten aus Eis. Und die Besucher des Musikfestes Stuttgart konnten nun prüfen, wie sich das anhört.

Riesige Eisblöcke werden von Helfern auf die Bühne geschoben. Das Wasser dazu hat Isungset laut eigenen Angaben aus seiner Heimat mitgebracht. "Sauberes Eiswasser. Wer will, kann es nach dem Konzert trinken." Eine große Eissäule steht schließlich neben zwei Mikrofonen, daneben so etwas wie ein gefrorener Amboss, ganz rechts ein großes Eisgefäß wie ein Aquarium. Oben drauf legt Isungsets Assistentin ganz zum Schluss noch ein paar unterschiedlich große Eiszapfen.

 

Eis macht Geräusche

Und dann macht sich Terje Isungset ans Werk. Hier klöppelt er mit Eis aus Eis. Dort schrappt er an einer Ecke den angetauten Eisgris. Auf die Eiszapfen schlägt er mit den Fingern, zunächst mit Handschuhen, dann ohne. Wahnsinn: das klingt wie ein Xylophon! Die elektronische Verstärkung macht die Klänge vollends unwirklich, wie aus einer anderen Welt. Die Sängerin Mari Kvien Brunvoll singt dazu stark stilisiert einen Mix aus Jazz, norwegischen Volksliedern und Stimm-Improvisation.

Eis macht Geräusche, es klingt, es scheint fast eine Seele zu haben. Und gleichzeitig leckt es auch schon nach unten weg, bilden sich auf dem Stuttgarter Theaterhausboden kleine Pfützen, wird die Oberfläche vom Eisamboss glitschig. Schließlich bringen die Helfer noch zwei riesige Eiströten herein. Isungset setzt sie vorsichtig an die Lippen und bringt sie zum Röhren. Die Wikinger kommen.