Die Dozenten des sogenannten Mittelbaus an den Musikhochschulen im Land wehren sich gegen den neuen Finanzierungsvertrag – ihnen droht dadurch nämlich Mehrarbeit.
Stuttgart - Eigentlich dachte man, dass nach fünf Symposien und hitzigen Diskussionen an den baden-württembergischen Musikhochschulen alle zufrieden wären. Statt fünfhundert Studienplätze abzubauen und fünfzig Professuren einzusparen, wie es der Landesrechnungshof gefordert hatte, bekommen die Hochschulen nun sogar mehr Geld – drei Prozent pro Jahr. Den bisher miserabel bezahlten Lehrbeauftragten ist gar eine Erhöhung ihrer Bezüge um zwanzig Prozent zugesichert worden, wobei nicht so richtig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen ist, wie diese Erhöhung bezahlt werden soll.
Dazu muss man den Finanzierungsvertrag lesen, den die Hochschulen am 9. Januar 2015 mit dem Land geschlossen haben. Dort ist aufgeführt, dass das Land und die Musikhochschulen die Mehraufwendungen je zur Hälfte tragen, wobei die Hochschulen die Wahl haben: entweder bringen sie die Mittel durch die Umwandlung von Professuren in solche mit niedrigerer Besoldung auf, was aber nur bei neu zu besetzenden Professuren möglich ist. Oder sie erhöhen die Lehrverpflichtung des Mittelbaus. Dessen Dozenten erteilen an der Stuttgarter Musikhochschule knapp ein Viertel des gesamten Unterrichts, ihr Deputat, also die Unterrichtsverpflichtung, beträgt bei einer vollen Stelle zurzeit 24 Semesterwochenstunden. Bei einem sogenannten Bandbreitenmodell könnte dieses nun auf bis zu 28 Stunden erhöht werden.
Dagegen regt sich unter den Angestellten des Mittelbaus Widerstand. Im November schon richteten sie einen offenen Brief an Ministerin Theresia Bauer (Grüne), zurzeit werden weitere Aktionen geplant, um die drohende Deputatserhöhung zu verhindern. Schon im Jahr 2008 war das Deputat des Mittelbaus von ursprünglich zwanzig Wochenstunden auf jetzt 24 Stunden erhöht worden. Demgegenüber beträgt das Deputat eines Professors nach wie vor zwanzig Wochenstunden.
Nach Einschätzung von Christof Löser, einem von drei Vertretern der Mittelbau-Dozenten im Senat der Musikhochschule Stuttgart, ist die Belastungsgrenze mit dem derzeitigen Deputat erreicht. Denn zu den 24 Stunden Unterricht von Haupt- und Nebenfachstudenten kämen noch diverse weitere Aufgaben wie Unterrichtsvorbereitung, Organisation von Vorspielen, Prüfungen oder Gremienarbeit, sodass die Gesamtarbeitszeit von 41 Wochenstunden schon jetzt komplett ausgefüllt sei – ganz abgesehen von der eigenen künstlerischen und wissenschaftlichen Tätigkeit, die zum Selbstverständnis eines Musikhochschullehrers gehöre und auch von ihm erwartet werde. Auch das Rektorat der Stuttgarter Musikhochschule, so Löser, wolle die Erhöhung nicht – wohl wissend, dass damit eine Verschlechterung der Unterrichtsqualität verbunden wäre. Für den 25. Februar ist ein Treffen der Landesrektorenkonferenz mit Vertretern des Mittelbaus geplant.