Es soll ein Neuanfang im Musikhochschul-Streit sein: Sachlich statt emotionsgeladen geht die Suche nach einer einvernehmlichen Lösung weiter. Sparen, aber wo? Fachkonferenzen sollen darauf Antworten geben.
Es soll ein Neuanfang im Musikhochschul-Streit sein: Sachlich statt emotionsgeladen geht die Suche nach einer einvernehmlichen Lösung weiter. Sparen, aber wo? Fachkonferenzen sollen darauf Antworten geben.
Mannheim - In der Debatte um Einsparungen an den Musikhochschulen im Südwesten hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) Mut zum Wandel angemahnt. In den vergangenen Jahren seien die Veränderungen zu zaghaft gewesen, sagte sie am Samstag in Mannheim auf dem ersten von fünf Symposien zur Zukunft der Musikhochschulen. Bei einem „Weiter so“ werde das Qualitätsniveau sinken und die Standorte würden auf ein Mittelmaß fallen, warnte sie. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir Veränderungen auch durch Verlagerung, Konzentration, Fokussierung und bessere Kooperation bewältigen müssen.“ Das sei nicht schlechter, aber anders.
Die Symposien auf Einladung der Ministerin sollen die Debatte versachlichen, die seit vergangenem Sommer teils sehr emotional geführt wird. Auch die Musikhochschulen untereinander waren wegen der ursprünglichen Sparpläne des Ministeriums in Streit geraten. Zunächst war der Abbau von 500 Studienplätzen vorgesehen, vor allem Mannheim und Trossingen (Kreis Tuttlingen) hätten danach bluten müssen. Inzwischen gilt nur noch als gesetzt, dass jährlich stufenweise vier bis fünf Millionen Euro eingespart werden sollen. „Das richtige Maß wird die entscheidende Frage sein“, sagte Bauer.
„Bisher ist nicht klar, wo eine Kompromisslinie am Schluss sein könnte“, sagte Mannheims Musikhochschulpräsident Rudolf Meister. Mannheim war vergangenes Jahr eine der Protesthochburgen. Bauer betonte, die Kritik an den Sparplänen habe gezeigt, welch hohen Stellenwert Musik im Südwesten genieße. Die Landesregierung sei deshalb bei der Planung vom Tempo gegangen. Von den Konferenzen erhoffe sie sich Erkenntnisse und konkrete Ergebnisse. Auf dem ersten Symposium ging es um Berufsaussichten von Musikern.
Bauer kündigt landesweite Absolventenstudie an
„Wer sich für ein künstlerisches Dasein entscheidet, der studiert eben nicht für einen bestimmten Beruf, der ist wahrscheinlich auch nicht in erster Linie auf Sicherheit bedacht“, sagte Bauer. „Dennoch darf es uns nicht gleichgültig sein, was nach dem Studium kommt, und was aus unseren Absolventinnen und Absolventen wird.“ Die Ministerin kündigte zu diesem Thema auch eine landesweite Absolventenstudie an.
Meister warnte vor zu schnellen Schlussfolgerungen. Es gebe zwar seit Jahren immer mehr freiberufliche Musiker, die oft schlecht bezahlt würden. „Es wäre jedoch irrig, anzunehmen, durch eine geringere Zahl von Absolventen der Musikhochschulen ließe sich deren Marktmacht stärken, so dass sie höhere Honorare durchsetzen könnten.“ Die meisten Kulturinteressierten könnten nicht mehr zahlen. „Weder Musikschulen noch Musikhochschulen würden bei einem geringeren Angebot an qualifizierten Bewerbern ihre Honorarsätze für Lehraufträge erhöhen.“
Bauer betonte zum Abschluss der Konferenz, im Mittelpunkt stehe die Qualität der Musikhochschulen. Um diese zu verbessern, müssten auch Sprachbarrieren verschwinden. Ein relevanter Anteil der Studenten spreche weder Deutsch noch Englisch. Wer miteinander musizieren wolle, müsse aber auch miteinander reden können. „Deshalb müssen wir darüber sprechen, ob Deutsch oder Englisch als Standard vorauszusetzen ist, um hier ein Studium zu machen“, sagte Bauer. Über die konkrete Ausgestaltung werde sie mit den Musikhochschulen sprechen.