Die Musikkneipe will soziokulturelles Zentrum werden. Was fehlt, sind Anerkennung und Geld. Das Wissenschaftsministerium lässt die Kulturveranstalter zappeln.

Ludwigsburg - Das Scala will ein soziokulturelles Zentrum werden. Dafür setzen die Programmgestalter von Scala Live schon seit geraumer Zeit neue Akzente, die Anerkennung aber steht noch immer aus. An diesem Mittwoch will der Gemeinderat über die künftige Förderung beraten, doch das Gremium muss alles unter Vorbehalt stellen. Das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst tut sich offenbar schwer mit dem Antrag aus Ludwigsburg. Mit einem Bescheid sei erst in ein paar Wochen zu rechnen, sagt ein Ministeriumssprecher.

 

„Wir sitzen auf heißen Kohlen“, sagt der Scala-Geschäftsführer Edgar Lichtner. Eigentlich sollte über den im Januar eingereichten Antrag bis zur Sommerpause entschieden sein. Das für Musik und Kleinkunst bekannte Haus hatte die neue Ausrichtung schon forciert: So gab es etwa im März die Internationalen Wochen gegen Rassismus – eine Kooperation mit dem Netzwerk Inklusion. Ein Höhepunkt war eine Selfie-Plakat-Aktion.

Lange Nacht der Inklusion

Im Mai folgte das zweiwöchige Festival „Achtung?! Denkweite“, das die Scala-Macher gemeinsam mit dem Polizeipräsidium und dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg veranstaltet haben. Zentrales Thema war die Auseinandersetzung mit Extremismus und die Einübung von Achtsamkeit und Toleranz bei immer größerer gesellschaftlicher Vielfalt. Zum Programm gehörten Filme, Theaterstücke und eine Ausstellung. Am 25. November soll eine „Lange Nacht der Inklusion“ folgen.

Das Scala will den Status, um mit anderen soziokulturellen Häusern zusammenarbeiten zu können – aber auch wegen des Geldes. Wer vom Wissenschaftsministerium als soziokulturelle Einrichtung anerkannt wird, wird gefördert. „Die Zuschüsse werden im Verhältnis zwei zu eins gewährt“, sagt Lichtner. Die Kommune trägt zwei Drittel und das Land ein Drittel der Kosten. Falls der Gemeinderat zustimmt, wird Ludwigsburg das Scala in diesem Jahr mit 209 650 Euro bezuschussen.

Im Vorjahr hatte die Stadt tiefer in die Kasse greifen und dem Kulturhaus mit 309 650 Euro aus der Klemme helfen müssen. Ursache für das Defizit waren neue Programmschwerpunkte, mit denen ein jüngeres Publikum ans Scala gebunden werden soll, als auch erste Angebote in Sachen Soziokultur. Lichtner macht klar, dass das laufende Programm so nur in der Hoffnung auf eine Landesförderung konzipiert werden konnte. Das heißt: Scala Live hat mit 173 000 Euro vom Land kalkuliert.

Plan B oder C?

Was geschieht, wenn der Antrag abgelehnt wird, mag sich Lichtner nicht ausmalen: „Dann tritt Plan B oder C in Kraft, keine Ahnung.“ Stattdessen versucht er dem Zögern im Ministerium etwas Positives abzugewinnen. Dass man in Stuttgart so lange um eine Lösung ringe, lasse ihn hoffen, dass man dem Ludwigsburger Haus keine Abfuhr erteilen werde. Aber vielleicht müsse man sich mit etwas weniger begnügen. Ein Sprecher des Ministeriums sagt, zurzeit würden die Richtlinien für die Landesförderung allgemein überarbeitet.