Die Musikplattform Spotify ist ein Neuling in Deutschland mit großen Potenzialen, zum Publikumsliebling zu werden.

Stuttgart - Beeindruckende 16 Millionen Songs, also mehr als sich der eifrigste CD-Sammler ins Regal stellen oder ein einzelner Mensch je hören kann: diese gewaltige Auswahl bietet der Streaming-Dienst Spotify, der jetzt in Deutschland gestartet ist. Zwar ist die Zahl der verfügbaren Titel von Land zu Land verschieden, aber es fällt selbst Kennern schwer, ein Stück zu finden, das Spotify nicht im Programm hat. Und eventuelle Lücken können Nutzer kurzerhand mit Daten aus der eigenen Musikbibliothek stopfen.

 

Vereinfacht gesagt ist Spotify eine Art Internetradio, dessen Programm jeder Nutzer selber bestimmt. Die Musik wird gestreamt, also direkt übertragen, statt auf Datenträger gebannt zu werden. Für jedes Mal, wenn ein Stück abgerufen wird, erhält der Urheber einen minimalen Betrag. Laut Experten rechnet sich das, nicht zuletzt, weil damit endlich ein Weg gefunden zu sein scheint, illegale Downloads unattraktiv zu machen und Raubkopierern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Schon mit einem Gratiszugang hat man Zugriff auf sämtliche Titel – allerdings von Werbung unterbrochen und nur am PC. Für rund fünf Euro im Monat lässt sich das Angebot werbefrei nutzen, knapp zehn Euro kostet das Premium-Account. Damit lässt sich das Musikarchiv auch offline und auf anderen Geräten wie etwa Mobiltelefonen nutzen.

Voraussetzung für die Anmeldung ist seit vergangenem Jahr ein Facebook-Account. Das provozierte heftige Kritik von Nutzern und Verbraucherschützern – nicht zu Unrecht, scheinen sich doch die schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich eines gläsernen Medienkonsumenten zu erfüllen. Doch während sich Spotify in Design, Angebot und Preismodell kaum von anderen Streaming-Diensten unterscheidet, liegt gerade in der Vernetzung das Wesen des Neulings auf dem deutschen Markt.

Musikmagazine steuern Apps bei

Durch die Verknüpfung mit dem Rest der digitalen Welt eröffnet sich eine neue Art des Musikhörens: Die Nutzer tauschen Anspieltipps und Wiedergabelisten aus, finden Gleichgesinnte und lassen die Netzgemeinde rund um die Uhr wissen, welche Musik sie gerade hören. Die Möglichkeiten scheinen grenzenlos. Innerhalb der Spotify-PC-Software werden Applikationen von Drittanbietern angeboten, etwa von Musikmagazinen, deren Empfehlungen und Wiedergabelisten man abonnieren kann. Eine App schlägt Konzerttermine vor und orientiert sich dabei an den Lieblingssongs des Nutzers, eine weitere spielt Musik passend zur gegenwärtigen Stimmungslage ab.

Spotify ist eine Offenbarung für jeden, der sich leidenschaftlich über Musik austauscht und immer auf der Suche nach neuen musikalischen Impulsen ist. Wer einfach nur in Ruhe seine Musik hören will, wird von der Vielfalt des Angebots eher erschlagen. Die zahlreichen Kommunikationsmöglichkeiten und die Transparenz schrecken Nutzer ab, für die Geschmack Privatsache und Musikgenuss eine intime Angelegenheit ist. Doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit Spotify eine neue Ära anbricht und die Tage von CD und MP3 endgültig gezählt sein könnten.