Das Musikprojekt Band Aid soll Millionen einbringen für den Kampf gegen Ebola in Westafrika. Doch nicht allen gefällt Bob Geldofs Wohltätigkeitsaktion.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Im Jahr 1984, als er Band Aid aus der Taufe hob, hatte sich Bob Geldof als Wohltäter einen Namen gemacht. Er war nach seiner erloschenen Boomtown-Rats-Karriere als „Heiliger Bob“ in die Pop-Geschichte eingegangen. Jetzt, dreißig Jahre später, hofft der 63-jährige Ire im Kampf gegen Ebola noch einmal dieselbe Resonanz zu erzielen wie bei seiner früheren Kampagne zur Linderung der Hungersnot in Äthiopien mit Band Aid und den anschließenden Live-Aid-Konzerten.Seit Montagmorgen ist jedenfalls die neueste Version des alten Ohrwurms „Do They Know It’s Christmas?“ für 1,25 Euro herunterzuladen – und in drei Wochen kommt eine entsprechende CD für 5 Euros auf den (Weihnachts-)Markt. Wenige Stunden nach dem Startschuss der Aktion war Geldof schon hochzufrieden. Was er auf iTunes gesehen habe, sei „echt wahnsinnig“, freute sich der Kampagnenstar und frühere Sänger: „Binnen vier oder fünf Minuten hatten wir schon eine Million Pfund zusammen.“ Auch die Vorbestellung der Single laufe auf Hochtouren. Das Interesse sei „völlig irre“.

 

1984 wurden acht Millionen Pfund eingenommen

1984, bei der ersten Band-Aid-Aktion, hatten Geldof und sein Mitproduzent Midge Ure 3,7 Millionen Platten verkauft und acht Millionen Pfund eingenommen. Boy George, Sting, George Michael und Duran Duran waren damals mit dabei. Diesmal, im Zeitalter von Instagram und Twitter, lud Geldof neben einer Handvoll Veteranen und jüngeren Sängern wie Ed Sheeran oder Sam Smith auch Nichtmusiker – „Internet-Persönlichkeiten“ wie Zoe und Joe Sugg – zu den Aufnahmen ein. Hauptsache, das Anliegen finde die nötige Verbreitung, meinte er. Bono war einer derer, die schon 1984 dabei waren. Er flog am Wochenende im Privatjet in London ein. Coldplays Chris Martin stieß dazu, aber Adele ließ sich entschuldigen. Für die Aufnahme hatte Geldof dasselbe Studio in West-London angemietet wie in den Achtzigern.

Den Text jener Fassung hat er etwas umgeschrieben. Nun, da es um Ebola geht, ist davon die Rede, dass man „den Arm um die Welt legen“ und die Hoffnungslosen in Westafrika „berühren“ müsse, bei denen „in jeder Träne der Tod“ laure. Wenn man einander daheim zu Weihnachten zutrinke, solle man „für die anderen beten“. Denn für die armen Teufel in Westafrika seien „die Weihnachtsglocken, die da läuten, die dröhnenden Schläge des Untergangs“.

Eine Kolumnist findet die Aktion „herablassend"

Kein Wunder, dass auch die neue Aktion Saint Bobs auf Kritik stößt. Über eine „herablassende Haltung gegenüber Afrika“ ärgerte sich die Kolumnistin Bim Adewunmi. Die Graswurzelaktivistin Solome Lemma warf Geldof und Bono vor, sich selbst in Szene zu setzen anstatt afrikanische Musiker zu unterstützen, die schon seit Monaten gegen die Seuche ansingen.

Damon Albarn, Sänger der Band Blur, wies darauf hin, dass man anderswo „Probleme mit unserer Vorstellung von Wohlfahrt“ habe. Albarn war einer der Gründer des „African Express“, bei dem vor zwei Jahren achtzig afrikanische Musiker mit vielen Zwischenstationen nach Großbritannien fuhren, um mit ihrer Musik afrikanische Anliegen nach Europa zu tragen.Ein anderer „Africa-Express“-Initiator war der britische Jounalist Ian Birrell, der Band Aid vorwirft, „eine Ära des Prominenten-Aktivitismus“ losgetreten zu haben, die nur zum Ziel habe, „dass wir uns gut fühlen“. Man betrüge sich selbst, wenn man sich einrede, dass „Stars, Slogans und Stunts“ komplexe politische Probleme lösen könnten – „dass Konzerte der Armut ein Ende bereiten oder ein Twitter-Hashtag von Dschihadisten entführte Schulmädchen zurück bringt“.

Bob Geldof will von den Einwänden nichts hören. Es spiele keine Rolle, ob einem der Band-Aid-Song gefalle, und ob die Aufnahme gut oder schlecht sei, meint er. Wichtig sei schließlich doch nur eines: „Dass man das Ding kauft. Dass man den Spendenknopf drückt.“