Die Einrichtung stellt sich finanziell und inhaltlich neu auf – und reagiert damit auch auf die Kritik der Stadt Weinstadt.

Weinstadt - Heiko von Roth, der Leiter der Musikschule Unteres Remstal, hat sich die Kritik aus Weinstadt offenbar zu Herzen genommen. Seine Anträge auf Nachfinanzierungen für die Jahre 2016 und 2017 hatten im örtlichen Gemeinderat heftige Reaktionen hervorgerufen. Dort überlegte man gar, als Mitgliedskommune aus der Musikschule auszusteigen, der neben Weinstadt auch Waiblingen, Kernen und Korb angehören. Inzwischen hat von Roth sowohl finanziell als auch inhaltlich neue Wege eingeschlagen.

 

Tariferhöhungen sollen nicht so durchschlagen

So gibt es einen Beschluss des Musikschulvorstands, mittelfristig mehr freie Mitarbeiter zu beschäftigen und dafür weniger fest angestellte. Derzeit liegt der Anteil der freien gegenüber den festen Mitarbeitern bei 20 zu 80 Prozent. Künftig solle das Verhältnis 30 zu 70 betragen. Von Roth: „Damit wollen wir erreichen, dass die Personalkosten sich nicht mit Erhöhungen im Tarifvertrag linear entwickeln.“

In den vergangenen Jahren konnten die Einnahmen der Musikschule mit den Ausgaben immer weniger Schritt halten, weil die Schülerzahl abnahm. „Seit 2010/2011 hatten wir Einbußen“, bestätigt von Roth. Man habe zu spüren bekommen, dass sich die Struktur an den Schulen verändert hat und damit auch das Zeitbudget der Kinder und Jugendlichen, um ein Instrument zu erlernen. „Nun haben wir aber die Talsohle erreicht und können wieder leicht anwachsende Schülerzahlen feststellen.“

Dies mag auch daran liegen, dass die Musikschule sich inhaltlich anders aufgestellt hat. „Wir haben weitere Kooperationen auf den Weg gebracht“, sagt von Roth über die Musikschule, die „als Partner vor allem von allgemein bildenden Schulen immer wichtiger wird“. So biete ein Beatbox-Lehrer der Musikschule etwa in der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule eine AG an, erläutert die für Weinstadt zuständige Regionalteamleiterin der Musikschule, Birgit Does, und am Remstalgymnasium bringe man sich mit einer Gesangsklasse ein. Bläserklassen an Grundschulen würden vielfach von Musikschullehrern geleitet. Zudem arbeite man projektweise zusammen, wie jüngst an der Grundschule in Strümpfelbach für eine Musicalaufführung. Und man kooperiere mit örtlichen Musikvereinen und der Kunstschule in Beutelsbach.

Für den Jugendmusiktheaterpreis nominiert

Aber auch auf andere Weise zeigt man nun mehr Präsenz in der Öffentlichkeit. Das stößt nicht nur lokal auf positive Resonanz. „Wir sind für den Jugendmusiktheaterpreis nominiert“, verkündet Does stolz. Bei dem Preis, der von der Staatlichen Toto-Lotto-Gesellschaft Baden-Württemberg und dem Landesverband der Musikschulen ausgelobt wird, winken Preisgelder in Höhe von bis zu 5000 Euro.

Nun blicken von Roth und Does erwartungsvoll auf die Verantwortlichen der Stadt. Denn ein lang gehegter Wunsch ist noch unerfüllt. Mittelfristig würde man gerne ein Haus in zentraler Lage in Weinstadt beziehen, das Platz für sechs bis acht Unterrichtsräume bietet, sagt Does: „Bislang ist dieser Ansatz jedoch zugunsten anderer Nutzungen verworfen worden.“ Dadurch muss die Schule 16 Dependancen verteilt auf die fünf Weinstädter Stadtteilen unterhalten. „Das bringt das Problem mit sich, dass die Musikschule als solche nicht gesehen wird, weil sie überall unterschlupfen muss.“