Koranunterricht gehört zum festen Angebot der 30 Moscheen in Stuttgart. Der Unterricht erfolgt oftmals nicht oder nur zum Teil auf Deutsch – wegen der Sprachkenntnisse der Imame. Ein Vor-Ort-Besuch.

Stuttgart - Wird Gott sterben? Wohin kommen wir, wenn wir böse sind? Essen Muslime Schweinefleisch? Gibt es mehrere Götter? Amra Hasagic ist umringt von 30 Kindern, die freimütig auf die Fragen antworten. Selma interessiert die letzte Frage: „Nein, sonst würden die sich streiten.“ In der Moschee der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Wangen werden jedes Wochenende Korankurse für Kinder und Erwachsene angeboten. Die bosnische Studentin Hasagic kümmert sich mit einigen Müttern um die Drei- bis Sechsjährigen, die erste Koranverse lernen, aber auch wild umherrennen.

 

Ein Stockwerk höher kniet der Imam Hamza Subasic im Gebetsraum und liest mit einer Handvoll junger Erwachsenen konzentriert im Koran. Nebenan übt ein Student der Islamischen Theologie mit 40 Schulkindern arabische Schriftzeichen. „Schon die Kindergartenkinder sollen wissen, wie man sich in einer Moschee benimmt“, erklärt Elvir Ibrahimovic, der zweite Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Stuttgart. 250 Kinder sind für den Koranunterricht in der Moschee angemeldet, im Schnitt kommen 60 bis 70 Kinder.

30 Moscheen gibt es in Stuttgart, Koranunterricht für Kinder und Jugendliche an den Wochenenden und in den Ferien gehört zum festen Angebot der Gemeinden. „So wie christliche Kirchengemeinden zum Konfirmations- oder Kommunionsunterricht laden, organisieren die muslimischen Gemeinden ihren Koranunterricht“, sagt Stuttgarts Integrationsbeauftragter Gari Pavkovic.

Die Kinder lernen, wie man fastet und wie man betet

Zur traditionellen muslimischen Allgemeinbildung gehört es, Teile des Korans rezitieren zu können. Zentraler Bestandteil des Koranunterrichts in den Moscheen ist deshalb die Vermittlung des arabischen Alphabets und das Auswendiglernen bestimmter Koranverse in Arabisch. Die Kinder sollen lernen, den Koran in der Originalsprache zu lesen. „Wir bringen ihnen außerdem bei, wie man betet, wie man fastet und wie eine rituelle Fußwaschung verrichtet wird“, erklärt Ali Ipek von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), die in der Mauserstraße in Feuerbach die größte Stuttgarter Moschee unterhält. Er hält den Koranunterricht für wichtig, weil er die Kinder früh an eine Gemeinde bindet.