Annette Jickeli aus Stuttgart-Riedenberg hinterlässt für ihre Mitmenschen kleine Botschaften in der Natur. Sie macht das schon viele Jahre, doch zurzeit ist es ihr ein besonderes Anliegen.

Riedenberg - Das F ist aus Zapfen geformt, das Ü aus Blättern, das eine L aus Ahornsamen, das zweite aus roten Beeren. Den Abschluss bildet ein E aus bunten Kristallen und Glassteinen. Wer Annette Jickeli besucht, muss am Gartentor über das Wort Fülle springen, und auch Passanten, die am Riedenberger Haus vorbeispazieren, werden mit dem Schriftzug konfrontiert. Das ist so gewollt.

 

Die 56-Jährige platziert Botschaften so, dass jeder sie sehen kann. Im öffentlichen Raum. Wo immer Annette Jickeli unterwegs ist, hinterlässt sie ihre Nachrichten. Sie schreibt Dinge in den Schnee, malt Herzen auf Wiesen oder formt Grüße aus Steinen, Zapfen und Muscheln. Wichtig: Sie verwendet Naturmaterialien, um keinen Müll zu produzieren, und die Wörter sollen positiv besetzt sein. Vertrauen, Abenteuer, Freude, Ermutigung, Hoffnung. „Wortgeschenke“ nennt sie das.

Die vierfache Mutter macht das nach eigenen Angaben schon seit vielen Jahren. Jetzt, in der Pandemie, hat sie ihre Bemühungen intensiviert. Durch Corona seien viele Menschen mit Sorgen und Ängsten belastet. Dem will sie mit positiver Energie begegnen. „Ich habe den Eindruck, es braucht eine Balance. Es hört sich simpel an, aber man kann mit einem einzigen Wort ein Gegengewicht schaffen“, glaubt sie.

Mutmacher auch zum Mitnehmen

Viele von Annette Jickelis Botschaften sind auch zum Mitnehmen gedacht. Dafür sägt sie kleine Holzscheiben zurecht und beschriftet sie mit einem Holzbrenner. Die platziert sie dann irgendwo im Freien – in der Hoffnung, dass sie die richtige Person erreichen. „Meine Hauptintention ist, dass es irgendjemandem dient“, sagt sie. Annette Jickelis Interesse an Wörtern kommt nicht von ungefähr. Sie arbeitet als Trainerin für gewaltfreie – oder wie sie sagt: wertschätzende – Kommunikation. Sprich: Sie setzt sich beruflich damit auseinander, was die richtigen, aber auch die falschen Wörter in Menschen auslösen können, und wirbt für einen achtsamen Umgang mit der Sprache. Sie ist davon überzeugt: „Worte haben Schwingungen und Silben. Man kann sie in sich spüren.“

Seit wenigen Tagen teilt Annette Jickeli Bilder von ihren ermutigenden Botschaften auch bei Instagram unter dem Namen „wort.geschenke“. So sollen sich die Wörter nach überall hin verbreiten, außerdem hofft sie auf Mitstreiter, die ihrerseits kleine Grüße verteilen.

Die Riedenbergerin hat schon eine Freundin „infiziert und inspiriert“. Die verteilt ihre Nachrichten seither im Raum Schorndorf. Annette Jickeli trägt eine Maske, aber ihre Augen zeigen, dass sie strahlt. „Es macht auch einfach Spaß.“