Den Verdächtigen Manfred S. können die Fahnder nicht mehr befragen. Sein privates Umfeld ahnte nichts von einem Doppelleben. Daher suchen die hessischen Ermittler nach Zeugen für die dunkle „andere Seite“ des 67-Jährigen.

Wiesbaden - Im Fall des mutmaßlichen Serienmörders Manfred S. sind nach einem großen Zeugenaufruf erste „möglicherweise erfolgversprechende“ Hinweise bei der Polizei eingegangen. Eine heiße Spur sei jedoch bislang nicht dabei, sagte der leitende Ermittler der Sonderkommission „Alaska“, Frank Herrmann, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Wiesbaden. Es gebe Hinweise, die „einigermaßen konkret“ seien. Die Zahl der Zeugen, die sich meldeten, sei „nicht schlecht“, aber „nicht überwältigend“.

 

Die Polizei bringt den 2014 gestorbenen Manfred S. aus Schwalbach am Taunus mit bis zu zehn Tötungsdelikten in Verbindung, darunter auch mit dem Mord an dem Jungen Tristan aus Frankfurt-Höchst 1998. Als ziemlich sicher gilt, dass S. die Prostituierte Britta D. tötete. Die Tochter hatte deren zerstückelte Leiche in einem Fass in der Garage des Vaters entdeckt, als sie nach dessen Tod aufräumte. Die Frau war vermutlich seit zehn Jahren tot.

Die Vernehmungen aus dem persönlichen Umfeld des 67-Jährigen hätten nahezu nichts ergeben, da er wahrscheinlich ein perfektes Doppelleben geführt habe, sagte Herrmann. „Wir wollen und müssen jetzt Leute finden, die möglicherweise die andere Seite im Leben von Manfred S. kennen und nicht die Heile-Welt-Seite.“

Taten liegen sehr weit zurück

Denkbar sei etwa, dass sich Frauen meldeten, die als Prostituierte mit ihm in Kontakt kamen - aber eventuell gar nicht ahnten, in welcher Gefahr sie sind. „Wir gehen davon aus, dass es bei all diesen Fällen zumindest ein überlebendes Opfer gibt“, sagte der Ermittler. Es gebe solchen Tätern oft einen besonderen Kick, sich dann doch - aus welchen Gründen auch immer - gegen den Mord zu entscheiden. „Dieses Machtspielchen versuchen Täter auszuleben.“

Der Fall Manfred S. sei wegen vieler Aspekte schwierig, etwa weil die Taten sehr weit zurückliegen, sagte Herrmann. Zudem könne ja der Verdächtige nicht mehr befragt werden. Nach der Exhumierung der Leiche konnten nur noch von sechs Fingern Abdrucke genommen werden - bislang ohne Spur.

Da gegen Tote nicht ermittelt werde, sei die ungeklärte Frage nach einem möglichen Mittäter der Grund, warum die Soko noch einmal so groß einsteige, sagte Herrmann. Die Fahnder gehen jedoch davon aus, dass der Fall der vermutlich 2004 getöteten Britta D. der letzte der Serie war.