"Mutterstadt" von Massive Töne ist die Stuttgart-Hymne schlechtin. Der Rapper Marz hat sie nun neu eingespielt - auf Schwäbisch. Und, Überraschung: Das ist nicht peinlich, sondern zum Brüllen komisch. Ois für de Räbb, zwoi für die Bäwägung!

Stuttgart - Seit der Veröffentlichung Mitte der 1990er ist „Mutterstadt“ von Massive Töne die Stadt-Hymne schlechthin. Der entspannte HipHop-Tune brachte das damalige Stuttgarter Lebensgefühl perfekt den Punkt und nahm den Hörer sowie Clubber mit auf eine detailliert gedichtete Kopfkino-Reise durch den Kessel. Im Geiste hält man dabei mitunter am Killesberg, „um ein bisschen mehr von meiner Stadt im Lichtermeer zu sehen“, oder fährt mit der „U6 bis zum Schlossplatz“ und holt sich einen Burger beim Udo Snacks oder eine Falafel beim Vegi Voodoo. Und der Refrain wurde sowieso zum neuen Vaterunser einer ganzen Stuttgarter Generation: „Eins für den Rap, zwei für die Bewegung, von klein auf geprägt durch die Umgebung / Es ist nicht, wo Du bist, es ist, was Du machst / Herzlich willkommen in der Mutterstadt!“

Das Schöne an „Mutterstadt“: Die drei Strophen und die einprägsame Hook haben sich über die letzten 15 Jahre erstaunlich gut konserviert und wurden von einer Generation zur nächsten weitergereicht. Das liegt mitunter auch sicherlich daran, dass einige DJs das Stück über die Jahre hinweg immer sehr gerne in den lokalen Clubs auflegt haben. Da freuen sich dann zum einen die „Alten“, die dabei mitunter garantiert an „früher“ denken, vielleicht auch etwas wehmütig, und zum anderen saugen die „Jungen“ das Stück genauso Stuttgart-verliebt auf wie einst ihre großen Brüder und Schwestern in den 1990er Jahren. Es sind immer schöne Momente in der Nacht, wenn der komplette Laden das ganze Lied inbrünstig mitrappt.

Gerade wenn man in der lokalen Szene als HipHopper aktiv ist, wird dir „Mutterstadt“ quasi vor der Karriere geimpft. Oder anders gesagt, man kommt eigentlich gar nicht herum, sich von der Blaupause (sowie dem gesamten „Kopfnicker“-Album von Massive Töne) nicht beeinflussen zu lassen. Manche starten daraufhin selbst den Versuch, eine neue Hommage an die Stadt zu texten und auf Beats zu legen, wie z.B. 2011 das Duo Black ´n´Proud. Die konnten dann tatsächlich mit „Den Namen nicht mal sagen“ eine weitere außergewöhnlich gelungene Stadt-Hymne erschaffen und drehten obendrauf noch einen schönen Clip voll mit Kessel-Liebe dazu.

 


Seither wurde es um Black´n´Proud etwas ruhiger, aber der Rapper Marz von dem Duo will in diesem Frühjahr mit allem Pipapo, also neue Musik, Videos, Mixtape und Vinyl und so, weiter durchstarten. Ende Mai soll die EP „Hoes, Flows, Tomatoes“ veröffentlicht werden. Zuvor macht Marz aber seit dem Wochenende mit einer neuen Version von „Mutterstadt“ auf sich aufmerksam – und zwar auf astreinem Stadt-schwäbisch.

Dialekt-Rap ist eine heikle Sache und kann brutal schnell in die Hose gehen. Aber sein MARZive Töne Remix ist zum einen einfach nur unendlich lustig – ohne natürlich das Original durch den Kakau ziehen zu wollen. Immerhin ist seine Variante auch eine Art Verbeugung. Und zum anderen kickt die Version auch noch richtig gut und wir würden uns nicht wundern, wenn die Djs demnächst auch mal zu dieser Version greifen – morgens um 5, wenn sich alle so schön treiben lassen. Ois für de Räbb, zwoi für die Bäwägung. Das Stadtkind feiert die schwäbische Mutterstadt und freut sich schon auf mehr aus dem Hause Marz. Dann aber auf hochdeutsch und voll ernst.
Mutterstadt - MARZive Toene RMX by MarzBnP