Wer in Stuttgart durch die Straßen läuft, dem springt das Flugblatt ins Auge. „Herz verloren“ steht in fettem Schwarz auf dem weißen Papier - dazu gibt es einen QR-Code. Hinter der Aktion steckt ein junger Mann aus Hannover.

Stuttgart - In einer Großstadt wie Stuttgart verzieren Flugblätter das Straßenbild. Sie hängen an Ampeln, Stromkästen, Laternen – überall, wo sie das Auge der Menschen erreichen können. Manche fallen auf, manche gehen in der Flut unter. Das schwarz-weiße Exemplar, gesichtet in der Schwabstraße und am Feuersee, gehört zur ersten Kategorie. Auf dem weißen Papier steht in fettem Schwarz als Überschrift „Herz verloren“. Es folgt ein simpel animiertes Herz und ein QR-Code mit der Bitte „Scan me“. Das ist irgendwie geheimnisvoll. Was steckt dahinter? Und vorab: Nein, es ist kein Akademiker-Pärchen, das im Stuttgarter Westen eine Wohnung sucht.

 

Schnitzeljagd im Netz

Der QR-Code führt zu einen Musikvideo auf Youtube. „Mein Herz Dein Herz“ ist ein deutscher Pop-Song, der Künstler dahinter Till Seifert. In dem Video versucht ein Astronaut sein Herz wiederzufinden, dafür hängt er Flugblätter in der Stadt aus. Die Handlung aus dem Video ist jetzt in der Realität angekommen, wie der Sänger die PR-Idee erklärt. Der Plan sei eine Art digitale Schnitzeljagd: Menschen scannen den Code und stoßen auf das Video. Wer ein Selfie mit dem Flugblatt macht und es auf Instagram mit dem Hashtag #meinherzdeinherz postet, kann ein exklusives Zoom-Konzert mit dem Singer-Songwriter gewinnen.

Die Konzerte vor der Kamera waren für Till Seifert in den vergangenen Monaten die einzige Möglichkeit, sich als Newcomer zu zeigen. Durch die Corona-Zeit seien dem 27-Jährigen in den Monaten März, April, Mai ganze 25 Konzerte weggefallen, erzählt er. Doch Not macht erfinderisch – das zeigt seine Zettel-Kampagne für das neue Musikvideo. Seine Herz-Flugblätter hängen seit Montag in Berlin, Hannover, Leipzig und München. Pro Stadt bisher nicht mehr als 50 Stück, weitere Städte sollen folgen.

Ähnlichkeiten mit Philipp Poisel

Eigentlich kommt Till Seifert aus Hannover. Warum hängen die Zettel des Sängers auch hier in Stuttgart? “Wir kennen hier in der Ecke sehr viele Leute, die uns ein wenig unterstützt haben.“ Unterstützt hat ihn seit einem Treffen in Tübingen auch Ralf Schroeter. Er managt den gebürtigen Ludwigsburger Philipp Poisel. Till Seifert führte er zum ersten Plattenvertrag. Da ist es wohl kein Zufall, dass sich die Musik beider Künstler stilistisch ähnelt. Im Herbst soll das Debütalbum des jungen Hannoveraners erscheinen, „Der beste Ort sind wir“ wird es heißen. Seiferts Wunsch: „Hoffentlich wird dann auch wieder das eine oder andere Konzert stattfinden können.“ Stuttgarter Fans sollten dann ihre Augen nach merkwürdigen Flugblättern offenhalten. Denn vielleicht gibt es ja einen musikalischen Halt in der Stadt.