Aber was genau ist eigentlich eine Weltreise? Die Umfahrung der bekannten Welt und dann noch ein bisschen darüber hinaus, das durfte mal dafür gelten. Laut dem griechischen Historiker Herodot sandte der ägyptische König Necho phönizische Schiffe mit dem Auftrag aus, Afrika zu umfahren. Das ging weit über die bekannte Welt hinaus, „und sie wussten Dinge zu berichten – mag sie glauben, wer will, ich glaube sie nicht –, dass sie nämlich bei der Umsegelung die Sonne zu ihrer Rechten gehabt hätten“. Was Zweifel erweckte – dass nämlich bei einer Fahrt um Afrika im Uhrzeigersinn (auch wenn dieses Wort damals noch nicht erfunden war) die Sonne rechts stehe –, erwies später die Richtigkeit: Das Schiff war südlich des Äquators gesegelt; die Sonne stand mittags im Norden.

 

Den Pazifik nennen wir so, seit Magellan nach Durchsegelung der Magellanstraße so froh war über die friedlich-stille Wasserfläche jenseits von Feuerland. Vielleicht hätte er sie sich kleiner gewünscht und irgendwann auch weniger still. Pigafetta schreibt, sie segelten „drei Monate und zwanzig Tage ohne die geringste frische Nahrung“.

Mit dem Wind nach Westen – oder andersherum

Danach dauerte es bis zum nächsten Start. Erst 60 Jahre später war Francis Drake der erste Engländer auf diesem Kurs um die Welt. 1594 dann brach ein italienischer Weltreisender auf, der sehr modern reiste: Francesco Carletti hatte kein eigenes Schiff, der Sklavenhändler nutzte die Verkehrsmittel, die sich ihm boten. Seine Rundtour war eine der kürzesten; er umschiffte Amerika nicht, sondern fuhr über die mittelamerikanische Landenge. Carletti erzählte nach seiner Fahrt dem Großherzog Ferdinand de Medici davon, dieser forderte ihn auf, dies aufzuschreiben. Sein Buch heißt: „Reise um die Welt“.

Dies war der übliche Reiseverlauf: mit dem Wind nach Westen. Erst James Cook drehte im 18. Jahrhundert den Bug in die andere Richtung. Obwohl Cook so lange wie keiner vor ihm unterwegs war und dabei unglaubliche Strecken zurücklegte, war der Kreis, den er um die Erde legte, kleiner. Da er nach der sagenhaften Landmasse der Antarktis suchte, umrundete er die Erde auf hohen südlichen Breiten, wo die Erde schlanker ist als am Äquator.

Foggs Erfinder Jules Vernes gleicht diesen Beinahe-Lapsus aus, indem er die Leser des vergnüglichen Romans informiert, wie wenig Gepäck man für eine Weltreise braucht: „Eine Tasche für Nachtzeug, das ist alles. Hinein kommen: zwei wollene Hemden, drei Paar Strümpfe. Was wir sonst brauchen, kaufen wir unterwegs.“ Dann weist er seinen Diener an, er möge ihm den Mackintosh bringen. Kein Laptop – ein Regenumhang. Ins Gepäck kommt noch der „Continental railway steam transit and general guide“, der „Lonely Planet“ seiner Zeit sozusagen, sowie 20 000 englische Pfund. Einmal um die ganze Welt, und die Taschen voller Geld.

Was ist das eigentlich, eine Weltreise?

Aber was genau ist eigentlich eine Weltreise? Die Umfahrung der bekannten Welt und dann noch ein bisschen darüber hinaus, das durfte mal dafür gelten. Laut dem griechischen Historiker Herodot sandte der ägyptische König Necho phönizische Schiffe mit dem Auftrag aus, Afrika zu umfahren. Das ging weit über die bekannte Welt hinaus, „und sie wussten Dinge zu berichten – mag sie glauben, wer will, ich glaube sie nicht –, dass sie nämlich bei der Umsegelung die Sonne zu ihrer Rechten gehabt hätten“. Was Zweifel erweckte – dass nämlich bei einer Fahrt um Afrika im Uhrzeigersinn (auch wenn dieses Wort damals noch nicht erfunden war) die Sonne rechts stehe –, erwies später die Richtigkeit: Das Schiff war südlich des Äquators gesegelt; die Sonne stand mittags im Norden.

Den Pazifik nennen wir so, seit Magellan nach Durchsegelung der Magellanstraße so froh war über die friedlich-stille Wasserfläche jenseits von Feuerland. Vielleicht hätte er sie sich kleiner gewünscht und irgendwann auch weniger still. Pigafetta schreibt, sie segelten „drei Monate und zwanzig Tage ohne die geringste frische Nahrung“.

Mit dem Wind nach Westen – oder andersherum

Danach dauerte es bis zum nächsten Start. Erst 60 Jahre später war Francis Drake der erste Engländer auf diesem Kurs um die Welt. 1594 dann brach ein italienischer Weltreisender auf, der sehr modern reiste: Francesco Carletti hatte kein eigenes Schiff, der Sklavenhändler nutzte die Verkehrsmittel, die sich ihm boten. Seine Rundtour war eine der kürzesten; er umschiffte Amerika nicht, sondern fuhr über die mittelamerikanische Landenge. Carletti erzählte nach seiner Fahrt dem Großherzog Ferdinand de Medici davon, dieser forderte ihn auf, dies aufzuschreiben. Sein Buch heißt: „Reise um die Welt“.

Dies war der übliche Reiseverlauf: mit dem Wind nach Westen. Erst James Cook drehte im 18. Jahrhundert den Bug in die andere Richtung. Obwohl Cook so lange wie keiner vor ihm unterwegs war und dabei unglaubliche Strecken zurücklegte, war der Kreis, den er um die Erde legte, kleiner. Da er nach der sagenhaften Landmasse der Antarktis suchte, umrundete er die Erde auf hohen südlichen Breiten, wo die Erde schlanker ist als am Äquator.

Chamisso wollte seine Leser mitreisen lassen

Nach Pigafettas Vorbild reisten immer wieder Schriftsteller bei Weltumrundungen mit. Der Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso begleitete 1815 die Reise um die Welt mit der Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition unter Kapitän Otto von Kotzebue, dem dreifachen Weltumsegler und Sohn des deutschen Erfolgsschriftstellers August. Im Unterschied zu sachlichen Reiseberichten wie denen Otto von Kotzebues wollte Chamisso in seiner Erzählung von der Reise den Gelehrten verleugnen und nur das fremde Land, die fremden Menschen oder vielmehr sich selbst in der fremden Umgebung schildern. „So müsste sich jeder mit mir hinträumen, wo eben uns die Reise hinführte.“ Aber er erkennt auch, dass die Zeit der großen Weltreisen schon vorbei ist: „Jetzt scheint, um die Welt gekommen zu sein, zu den Erfordernissen einer gelehrten Erziehung zu gehören, und in England soll schon ein Postschiff eingerichtet werden, Müßiggänger für ein geringes Geld auf Cooks Spuren herumzufahren.“

Organisierte Reisen gab es seit Anfang des 19. Jahrhunderts. „A Cook’s Ticket brings the world to you“, so warb Thomas Cook und führte 1872 neun Personen um die Welt. Sie reisten über New York durch Nordamerika und weiter über Yokohama, Shanghai, Singapur, Ceylon, Indien, den Suezkanal und durchs Mittelmeer zurück nach England. „The Times“ brachte währenddessen Reiseberichte von Cook – während zur selben Zeit in Paris „Le Temps“ Teile von Jules Vernes Roman „Le tour du monde en quatre-vingts jours“ als Vorabdruck brachte. Cooks Leute waren allerdings länger unterwegs: 222 Tage.

Ob ein Blog wirklich mehr sagt?

Und heute? Weltreisende unserer Tage schreiben einen Blog, mit dem sie die Welt in Echtzeit an ihren Eindrücken teilhaben lassen können. Der „Weltnomade“ Florian etwa, 24 Jahre alt, berichtet über Goa: „Ich genoss die Tage mit langen Strandspaziergängen, mit Blick auf das Meer und verbrachte die Abende in einer Strandbar. Entspannung und Erholung für Körner (sic!) und Seele sind dir hier sicher.“ Wenn einer eine Reise tut, heißt das noch lange nicht, dass er was zu erzählen hat.

Ganz modern, nämlich eilig macht sich demnächst Christoph Karrasch auf die Reise. Der Videoblogger, der als @_vonunterwegs twittert, will die „kürzeste Weltreise der Welt“ angehen, nennt diese twittergerecht #10Tage, und wird den „Challenges“ seiner „Follower“ folgen: Er reist so, wie es seine Fangemeinde vorgibt. Ein längerer Aufenthalt ist in seinen Augen nicht nötig. „Auch durch zufällige Ereignisse und Begegnungen mit Menschen formt sich in kurzer Zeit ein Bild von einem Ort“, verriet er „Spiegel-Online“.

Von Ida Pfeiffer bis Heidi Hetzer

Deutlich mehr Zeit ließ sich die Journalistin Meike Winnemuth. Bei Günther Jauch hatte sie eine halbe Million gewonnen und dann, O-Ton Winnemuth, beschlossen: „Nicht lang schnacken, Koffern packen.“ Zwölf Monate, zwölf Weltstädte, von Sydney bis Kopenhagen, von Tel Aviv bis Buenos Aires. Winnemuth schreibt in ihrem Buch „Das große Los“ (Albrecht Knaus Verlag) über Städte, über das Reisen, über Menschen und über sich. Sie hat sich eine kindliche Neugier bewahrt, ausbalanciert durch unaufgeregte Lebensklugheit. Bei aller Freude am Unterwegssein fühlt sie sich manchmal „wie ein Zootier, das in der Savanne ausgewildert werden soll und sich aus Furcht vor der Freiheit nicht aus der Transportkiste traut“.

Noch länger ist derzeit die 77-jährige Berliner Autohauserbin Heidi Hetzer unterwegs. Seit Ende Juli folgt sie in einem Oldtimer, einem 1930er Hudson, den Reifenspuren der Rennfahrerin Clärenore Stinnes, die in den zwanziger Jahren als erste Frau die Welt mit einem Auto umrundete. Am 26. Juli 2016 will sie zurück in Berlin sein.

Winnemuth und Hetzer folgen nicht nur ihrer Sehnsucht, sondern letztlich der ersten Frau, die ihre Weltreisen dokumentierte: Ida Pfeiffer, eine Wienerin des Biedermeier, reiste zwischen 1846 und 1855 zweimal um die Welt. In ihrem Reiseleben, das sie auch ins Innere Borneos führte, legte sie 240 000 Kilometer zur See und 32 000 Kilometer  zu Land zurück.

Melville wusste, wo alles endet: wo es losgegangen war

Die schönsten Gedanken zum Widersinn der Idee, um die Welt zu reisen und sich davon etwas zu erhoffen, stammen schon aus Herman Melvilles Roman „Moby Dick“ (1851). Melvilles Ismael bedauert die Kugelgestalt der Erde, denn wenn die Welt eine unendliche Ebene wäre, dann könne man ostwärts segelnd neue Räume erreichen – und nur „dann läge glückhafte Verheißung in der Fahrt“.

Aber reisen wir wirklich, um die Welt zu finden? Reisen wir nicht eigentlich, um unseren Platz in der Welt zu finden? Wollte nicht Magellan dem saumseligen portugiesischen König beweisen, wo er, der Seefahrer, stehe, nämlich im Zentrum? Und wollte nicht auch Phileas Fogg seinen Stubenhockern im Club zeigen, dass im Sessel die besten Reisepläne entworfen werden? Fatalistisch erkennt Melvilles Erzähler: „Rund um die Welt! Das klingt wohl stolz und mag stolze Gefühle erwecken; doch wohin führen all diese Weltumsegelungen? Nur durch Gefahren sonder Zahl zurück zu dem Ort, von dem wir ausgegangen, dorthin zurück, wo die, die wir in sicherer Geborgenheit daheim gelassen, die ganze Zeit über vor uns waren.“

Für einen Reisenden, der sein Haus zur Vordertür verlässt, ist die Reise um die Welt der längste Weg, um nach unbestimmter Zeit zur Hintertür wieder hereinzutreten. Die kürzere Verbindung zwischen den beiden Türen führte am Sofa vorbei. Der Mensch kann wählen.