Nach fast 24 Jahren im Amt hat Ulms OB Ivo Gönner am Montag seine letzte Schwörrede gehalten. Am Nachmittag stürzten sich Hunderte beim traditionellen "Nabada" ins Wasser, Zehntausende verfolgten am Ufer das Wasserschlacht-Spektakel.

Ulm - Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner (SPD) hat seinen Bürgern zum letzten Mal geschworen, sich für alle Menschen der Stadt einzusetzen. „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein, in den gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen, ohne allen Vorbehalt“, gelobte der 63-Jährige beim traditionellen Schwörmontag vor mehreren Tausend Ulmern auf dem Balkon des Schwörhauses.

 

In seinem letzten Rechenschaftsbericht appellierte Gönner für Solidarität mit Flüchtlingen. „Viele Vorurteile kursieren, viele politische Trittbrettfahrer nutzen die Not der Menschen aus für ganz andere Zwecke.“ Die städtische Gemeinschaft werde alles tun, um Flüchtlingen ein sicheres Zuhause zu geben. Gönner forderte dafür mehr Unterstützung von Land und Bund.

Ihm sei erst am Montag eine Unterschriftenliste gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft im Ulmer Stadtteil Wiblingen überreicht worden, berichtete Gönner. Anwohner warnten in dem Zusammenhang unter anderem vor sinkenden Grundstückpreisen. „Wir werden in den nächsten Tagen im Gespräch versuchen, das zu entspannen.“

Gönner fordert Zusammenhalt

In seiner Schwörrede zog der Rathauschef eine Erfolgsbilanz für die wirtschaftlich florierende Donaustadt, mahnte aber gleichzeitig zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zur Solidarität und zur Bodenhaftung.

Gönner betonte die Bedeutung des Ulmer Münsters für die Stadt. Der höchste Kirchturm der Welt wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. „Das Münster und sein Turm sind keine Eventkulisse, sondern machen deutlich, dass eine Stadt einen Mittelpunkt braucht und Ulm diesen Mittelpunkt hat“, sagte Gönner. Bei der Wahl im November will Gönner nach fast 24 Jahren im Amt nicht mehr kandidieren. Der 63 Jahre alte Sozialdemokrat sitzt seit 1992 im Rathaus. „Es war schon ein bisschen wehmütig, aber nicht so, dass es mich übermannt hat“, sagte Gönner nach seiner letzten Schwörrede. „Keine Routine, sondern immer noch ergreifend.“

„Ein ganz starker Oberbürgermeister, ein oberschwäbisches Original, und eine Persönlichkeit, der wir noch lange hinterher nachweinen werden“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). „Man merkt, Ulm hat eine lebendige, gute Stadtgesellschaft.“

Hunderte beim traditionellen Nabada

Am vorletzten Juli-Montag jedes Jahres feiert Ulm am Schwörmontag seine städtische Verfassung. Das traditionelle Versprechen reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert.

Am Nachmittag trieben Hunderte Schlauchboote, Schiffe und Fähren zum sogenannten Nabada („Hinunterbaden“) auf der Donau durch die Stadt. Zehntausende verfolgten am Ufer das Wasserschlacht-Spektakel. Musikkapellen schunkelten auf Holzbooten, Studenten spritzten sich auf Luftmatratzen, Flößen und schwimmenden Biergarnituren nass. Themenschiffe symbolisierten bei dem Wasserkarneval das aktuelle Geschehen, zum Beispiel den 125. Münstergeburtstag oder Ulm als möglicher Drehort für einen neuen „Tatort“.

Die Polizei verzeichnete einem Sprecher zufolge keine außergewöhnlichen Vorkommnisse. Nur die Rettungskräfte hätten etwa wegen Schnittwunden, Kreislaufproblemen und übermäßigen Alkoholkonsums bei den Teilnehmern alle Hände voll zu tun gehabt.