16 Kinder lassen sich in Weil der Stadt zu Igelbotschaftern ausbilden. Den Garten der Mehrgenerationenfarm haben sie bereits igelfreundlich gestaltet.

Weil der Stadt - William steht im Garten der Mehrgenerationenfarm (MGF) in Weil der Stadt und sägt Zweige von einem Aststück. Es ist heiß an diesem Freitagmittag, doch der Grundschüler sägt unbeirrt bis zum letzten Zweig. „Daraus machen wir Pfosten“, sagt er, „für ein Igelnest.“ William hat in den vergangenen Wochen viel gelernt, denn er will Igelbotschafter werden.

 

16 Kinder nehmen am Ferienkurs für die künftigen Igelretter der MGF und der Naju, dem Jugendverband des Nabu, unter der Leitung von Anne Mäckelburg teil. Die Aktion wird von der Baden-Württemberg-Stiftung und der Heidehof-Stiftung unterstützt. Sie haben die Bausätze für die Igelhäuser, die die Kinder hier bauen, gestiftet.

Welche Gefahren drohen Igeln?

Die jungen Tierfreunde lernen bei dem Kurs, was Igel fressen und welche Gefahren ihnen in unserer Kulturlandschaft und den gepflegten Gärten drohen. Mit ihrem neu erworbenen Wissen machen sie jetzt den großen Garten der MGF igelfreundlich. William und die anderen Kinder haben bereits einiges getan. Sie haben in Zäunen Durchschlupfmöglichkeiten geschaffen, Gras für ein bequemes Polster getrocknet und eine Igel-Luxusvilla aus alten Steinen gebaut.

Zuvor haben sie überlegt, was zu tun ist. „Wenn ich ein Igel wäre, wo würde ich gerne wohnen? Und wo droht mir Gefahr?“, erklärt Anne Mäckelburg die Leitfragen. Schnell haben die Kinder herausgefunden, dass ein Nest geschützt und trocken sein muss, mit einem Dach über dem Kopf und sicher, sodass ein Fuchs und ein Marder keine schnelle Mahlzeit finden. Dann haben sie potenzielle Gefahrenquellen auf dem Grundstück ausgemacht und behoben.

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Über die möglichen Gefahren weiß die elfjährige Anna bereits gut Bescheid: „Wenn Laubhaufen oder Heustapel weggeräumt werden, darf nie einfach mit der Forke in den Stapel gefahren werden“, sagt sie, „vielleicht schläft da ein Igel.“ Die zehnjährige Selena ergänzt: „Und nie einfach so die Schuppentür zuschließen, denn wenn da heimlich ein Igel reingehuscht ist, muss er vielleicht verhungern, wenn länger keiner mehr in den Schuppen geht.“ Müll, Glasscherben, zu wenig Unterschlupf und zu wenig Nahrung – die Kinder haben zahlreiche Gefahren ausfindig gemacht.

Die frischgebackenen Igelbotschafter wollen ihr Wissen weitertragen: „Ich will schon an andere weitergeben, was ich hier gelernt habe“, sagt Anna selbstbewusst, „und zeigen, was man im Garten verändern kann. Und was wir alle dafür tun können, um den Igeln beim Überleben zu helfen.“

Finale am 26. September

Das große Finale ist der Tag der offenen Tür am 26. September auf der MGF. Dafür malen die Kinder bereits fleißig an den Plakaten, mit denen sie ihre Aktivitäten vorstellen und zeigen, wie sie den Garten der MGF igelfreundlich gemacht haben. „Das muss nicht viel Geld kosten“, betont Anne Mäckelburg. „Mit ein bisschen Fantasie und Kreativität findet man vieles auf dem Recyclinghof oder dem Häckselplatz, was sich für den Bau eines Unterschlupfs verwenden lässt.“ Die selbst gebauten Igelhäuschen dürfen die Kinder in den eigenen Garten mitnehmen. „Wir haben noch keinen Igel im Garten“, bedauert die kleine Lea, „nur einen Ameisenhaufen.“

Vielleicht ändert sich das mit dem neuen Unterschlupf. Sonst wandert der vielleicht in Opas Garten, wo ein Igel mittlerweile zu Hause ist. Aber Lea schüttelt den Kopf. Sie hofft, dass sich bald ein cleveres Stacheltier den Garten mit den Ameisen und damit einer bequemen Futterquelle vor der Haustür als Domizil aussucht.