Kritiker werfen der Trump-Regierung vor, sie versuche mit der Exekution, politisch zu punkten. Angehörige von Opfern des hingerichteten Mannes waren gegen eine Hinrichtung.

Terre Haute - Die US-Regierung hat erstmals seit 17 Jahren wieder einen Todeskandidaten in einem Bundesgefängnis hinrichten lassen. Der 47-jährige Daniel Lewis Lee wurde am Dienstag in Terre Haute in Indiana mit einer Giftspritze getötet. Die Familie der Opfer hatte sich dagegen ausgesprochen, dass er exekutiert wird.

 

Lee war in Arkansas wegen der Tötung eines Waffenhändlers, dessen Frau und deren achtjähriger Tochter im Jahr 1996 verurteilt worden. Er beteuerte bis zum Schluss seine Unschuld. „Ich habe es nicht getan“, sagte er. „Ich habe viele Fehler in meinem Leben begangen, aber ich bin kein Mörder.“ Seine letzten Worten waren: „Ihr tötet einen unschuldigen Mann.“

Lees Hinrichtung ging ein juristisches Tauziehen voraus. Mehrere Instanzen gaben grünes Licht für die Hinrichtung oder stoppten sie wieder. In der Nacht machte das Oberste Gericht den Weg für Hinrichtungen auf Bundesebene aber mit fünf zu vier Stimmen schließlich frei. Die vier liberalen Richter stimmten dagegen. Die konservativen Richter waren in der Mehrheit.

Für diese Woche waren zwei weitere Hinrichtungen angesetzt, am Mittwoch und am Freitag. Eine davon ist vorläufig gestoppt. Die Hinrichtung eines vierten Mannes ist für August vorgesehen.

Angehörige von Lees Opfern kritisierten die Todesstrafe

Kritiker beklagen, dass die Regierung von einer Hinrichtung politisch profitieren wolle. Lees Anwältin Ruth Friedman sagte, es sei schändlich, dass die Regierung die Hinrichtung während der Coronavirus-Pandemie vorangetrieben habe. Noch schlimmer sei die Hast, mit der sie durchgezogen worden sei.

Angehörige von Lees Opfern kritisierten die Todesstrafe. Sie verwiesen darauf, dass der mit ihm angeklagte mutmaßliche Komplize zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden sei und argumentierten, Lee hätte das gleiche Strafmaß erhalten sollen.

US-Justizminister William Barr hatte der Nachrichtenagentur AP vergangene Woche gesagt, dass es die Pflicht seines Ministeriums sei, Strafen auszuführen, die von Gerichten verhängt wurden. Dazu gehöre die Todesstrafe. Die Opfer sollten das Gefühl bekommen, dass die Sache abgeschlossen sei.

Angehörige von Lees Opfern widersprachen. Sie wollten bei der Hinrichtung anwesend sein, um vor Ort deutlich zu machen, dass sie nicht in ihrem Namen stattfinde. Einige davon haben angegeben, dass sie im Falle einer Reise zur Hinrichtung einer hohen Gefahr durch das Coronavirus ausgesetzt würden.

In Bundesgefängnissen ist die Zahl der Coronavirus-Fälle gestiegen. In der Hafteinrichtung in Terre Haute gibt es vier bestätigte Fälle unter Insassen, wie aus Statistiken hervorgeht. Einer ist gestorben.