Nach 25 Jahren BW-Stiftung will endlich bekannter werden

Seit Sommer 2024 Stiftungschefin: Theresia Bauer, Grüne Foto: StZ/mül

Vor 25 Jahren wurde sie gegründet. Doch noch immer sagt die Baden-Württemberg-Stiftung vielen Menschen nichts. Wie die neue Chefin Theresia Bauer das ändern will – und welche Rolle dabei da Motto „Zuversicht“ spielt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Wenn sich die langjährige Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) in ihrer neuen Funktion vorstellt, erntet sie oft fragende Blicke. Die Baden-Württemberg-Stiftung – was denn das sei und was diese mache? Dann muss die Geschäftsführerin zu einer längeren Erklärung ausholen, von der Gründung im Jahr 2000 unter Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) über das breite Aufgabenspektrum bis hin zur wohl bekanntesten Förderaktivität, dem Baden-Württemberg-Stipendium.

 

„Wie steigern wir die Sichtbarkeit?“ Das ist für Bauer – nach einem Dreivierteljahr im Amt – ein „großes Thema“. An diesem Donnerstag, wenn die Stiftung mit einer Festrede von Winfried Kretschmann (Grüne) im Stuttgarter Neuen Schloss ihr 25-Jahr-Jubiläum feiert, wird es daran nicht mangeln. Doch im Alltag lässt ihre Bekanntheit auch nach einem Vierteljahrhundert noch zu wünschen übrig. Man müsse aus der anfangs gepflegten „Diskretion“ herauskommen und „uns ins Gespräch bringen“, hat sich die Chefin vorgenommen.

Schluss mit dem Wildwuchs an Auftritten

In den ersten Jahren sei eine gewisse Zurückhaltung noch Programm gewesen. Da seien die Aktivitäten stark von den Ministerien geprägt gewesen, und man habe aufpassen müssen, die Gemeinnützigkeit nicht zu gefährden. Inzwischen habe sich die Stiftung längst freigeschwommen und setze ihre eigenen Schwerpunkte. Schneller als der Regierungsapparat könne sie auf aktuelle Herausforderungen reagieren – zum Beispiel mit einem Sonderprogramm für junge Forscher, die angesichts der Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit in den USA und anderswo nach neuen Möglichkeiten suchten.

Sichtbarer werden – das bedeutet für Bauer, die Stiftung stärker in den Vordergrund zu rücken. Das Baden-Württemberg-Stipendium etwa sei bisher über die Wirtschaftsfördergesellschaft Baden-Württemberg International (BWI) als externen Dienstleister abgewickelt worden. Nun habe man das Programm in die Stiftung zurückgeholt, auf dass es mehr mit ihr verbunden werde. Auch mit dem Wildwuchs an Auftritten für unterschiedliche Aktivitäten soll Schluss sein. Man brauche keine 23 verschiedenen Logos, meint die Chefin, sondern wolle die Stiftung als Ganzes stärker herausstellen.

Schwierige Abkehr vom „Verzetteln“

So hatte es eine Kommission unter Leitung von Ex-Ministerin Annette Schavan (CDU) empfohlen, die die Arbeit der Landesstiftung gründlich überprüft hat. Ein weiterer Rat des Gremiums war, sich weniger zu verzetteln und stärker auf bestimmte Vorhaben zu fokussieren. Das sei in der Praxis nicht ganz einfach, gestand Bauer: Von den vielen Partnern wolle „keiner in der Sparte Verzettelung landen“. Doch man habe ein „zu weites Spektrum“ und wolle die Arbeit künftig in „größeren Programmlinien“ bündeln. „Das gute Projekt auslassen und nur noch das sehr gute machen“ – nach dieser Devise will die Geschäftsführerin vorgehen.

Eine andere Anregung der Schavan-Runde harrt dagegen noch der Umsetzung: Im Aufsichtsrat solle es künftig weniger Politiker und mehr Fachleute geben. Anfangs sei das in dem Gremium noch freundlich aufgenommen worden, berichtete Bauer, inzwischen „verhaltener“. Sie finde mehr Expertise zwar weiterhin wünschenswert, aber am Zug sei nun die Politik. Wer künftig noch zu den Kontrolleuren zählt, darüber gibt es zwischen Regierung und Landtag und dort zwischen Koalition und Opposition unterschiedliche Vorstellungen. Sie hätte sich gefreut, wenn die neue Besetzung zum Jubiläum geklärt wäre. Nun dauere es noch.

„German Zuversicht“ als Motto

Sichtbar wird der Wandel der Stiftung auch in ihrer Zentrale in Stuttgarts Innenstadt. „Verändern“, stand bisher in großen Lettern im Fenster. Neuerdings steht dort „Zuversicht“, wobei die Silbe „ver“ wiederverwendet wurde. In Zeiten, da „Autokraten den Staat kleinhäckseln“, habe der Begriff keinen guten Klang mehr, findet Bauer. „German Zuversicht“ lautet nun das Motto, samt dem Zusatz „entsteht im Südwesten“ – ob nur im Jubiläumsjahr oder darüber hinaus, werde sich noch zeigen.

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