Sein Fall hat eine neue Debatte über Abschiebungen ausgelöst: Nun äußert sich der betroffene Flüchtling aus Togo über einen Anwalt zu den Vorgängen in Ellwangen.

Stuttgart - Der in Abschiebehaft sitzende Flüchtling aus Togo war eigenen Angaben zufolge überrascht über den massiven Widerstand von Mitbewohnern gegen die Polizei. Der 23-Jährige habe das nicht kommen sehen, erklärte sein Anwalt Engin Sanli am Montag. „Er hat die Leute nicht dazu aufgerufen“, sagte der Jurist am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Er war selbst verwundert über den Widerstand.“

 

Als vier Polizisten den Mann aus dem westafrikanischen Kleinstaat Togo am Montag der vergangenen Woche zur Abschiebung aus einer Flüchtlingsunterkunft in Ellwangen abholen wollten, wurde dies von 150 bis 200 Flüchtlinge verhindert. Der Flüchtling gibt an, sich selbst nicht gegen seine Abholung gewehrt zu haben. Er habe bereits mit Handschellen am Polizeiauto gestanden, als die Menge sich lautstark bemerkbar machte.

Bei einem Großeinsatz drei Tage später wurde der Togoer schließlich doch festgenommen. Das Vorgehen der Polizei habe seinen Mandanten verstört, sagte der Anwalt, der den Flüchtling am Montag im Gefängnis in Pforzheim besuchte. „Er sagt, viele Polizisten hätten ihn in seinem Zimmer überrascht und an Armen und Beinen festgehalten. Draußen sollen sie ihn zu Boden gebracht und ihm einen Fuß auf den Nacken gestellt haben“, sagte der Verteidiger. Zum Gespräch seien die Beamten nicht bereit gewesen.

Der Mann hat eine Frau und ein Kind, die ebenfalls in Deutschland leben

„Wir haben die Maßnahmen getroffen, die wir treffen mussten“, sagte dazu am Montag ein Sprecher der Polizei. Dass der Togoer sich bei beiden Einsätzen selbst nicht zur Wehr setzte, hatte die Polizei bereits bei ihrer Pressekonferenz am Donnerstag nach dem Einsatz bestätigt.

„Für ihn war das schrecklich, es ging nur um ihn. Dabei wollte er einfach nur nicht nach Italien“, sagte der Anwalt. Da der Togoer in Italien zum ersten Mal die EU betrat, soll er dorthin abgeschoben werden. Dagegen wehrt er sich nun mit rechtlichen Schritten: Der Verteidiger hat bereits einen Antrag auf weiteren, vorläufigen Rechtsschutz gestellt. Das Verwaltungsgericht Stuttgart hatte bereits im November einen Antrag gegen die Rückführung des Togoers nach Italien zurückgewiesen. Laut Angaben seines Verteidigers hat der Mann eine Frau und ein Kind, die ebenfalls in Deutschland leben.

Der Anwalt hat nach eigenen Angaben in den letzten Tagen Morddrohungen erhalten - per Mail sowie über Kommentarspalten in Online-Medien. „Da werden Sachen ausgesprochen, die man sich nicht vorstellen kann“, sagte er. Der Togoer selbst hat seinem Anwalt zufolge von der Diskussion, die sein Fall ausgelöst hat, wenig mitbekommen: „Er war total erschüttert, als ich ihm davon erzählt habe - und traurig, dass es so gekommen ist.“