Als Jürgen Heraeus Deutschland-Chef von Unicef wurde, wurde der Organisation undurchsichtiges Finanzgebaren vorgeworfen. Unicef ist rehabilitiert. Das erhofft sich auch der ADAC, der Heraeus nun als Berater verpflichtet hat.

Als Jürgen Heraeus Deutschland-Chef von Unicef wurde, wurde der Organisation undurchsichtiges Finanzgebaren vorgeworfen. Unicef ist rehabilitiert. Das erhofft sich auch der ADAC, der Heraeus nun als Berater verpflichtet hat.

 

München - Der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus, soll den ADAC auf seinem Weg aus der Krise als Berater begleiten. Der 77-Jährige sei das erste Mitglied eines Beirats, der die Organisation wieder auf Kurs bringen solle, teilte der Automobilclub am Mittwoch in München mit. Andere Berater sollen noch benannt werden. Weitere personelle Veränderungen an der ADAC-Spitze wird es nach dem Rücktritt des Präsidenten Peter Meyer vorerst nicht geben.

Forderungen nach einem Ausscheiden von Geschäftsführer Karl Obermair wies ADAC-Sprecher Christian Garrels in München zurück. Obermair sei mit Hochdruck an der Arbeit. „Er ist der Chefaufklärer in der Sache „Gelber Engel““, erklärte Garrels. Genau dieser Preis hatte wegen Manipulationen die Krise des Vereins ausgelöst. Derweil erklärte die Stiftung Warentest am Mittwoch, sie habe keine Hinweise auf Manipulationen bei Reifentests, an denen der ADAC beteiligt war.

Heraeus ist neben seiner Tätigkeit für Unicef Vorsitzender im Aufsichtsrat des Edelmetall- und Technologieunternehmens Heraeus Holding GmbH mit Sitz im hessischen Hanau. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz, wurde 2007 Familienunternehmer des Jahres und 2012 mit dem Deutschen Gründerpreis für sein Lebenswerk geehrt. „Ich möchte als Mitglied des ADAC-Beirates dafür Sorge tragen, dass die jetzt eingeleiteten Reformen die zutage gekommenen Missstände beseitigen und so das Vertrauen in den ADAC wieder hergestellt wird“, begründete er nach Angaben des ADAC sein Engagement.

Der Unternehmer kennt sich mit schwierigen Situationen aus - vor allem durch sein Amt bei UNICEF. Als er den Vorsitz im April 2008 übernahm, hatte das Kinderhilfswerk im Februar gerade das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) verloren, das einen sorgfältigen und verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern garantiert. Die Vorwürfe damals: Mangelnde Transparenz, undurchsichtiges Finanzgebaren und überhöhte Provisionen an externe Spendensammler. Nach großen Anstrengungen bekam UNICEF das Siegel schließlich im November 2010 zurück.

„Wir haben einen harten, steinigen Reformweg vor uns“, sagte ADAC-Sprecher Garrels. Einzelheiten zur Führungsspitze, zur Struktur oder zu Kontrollmechanismen stehen noch nicht fest. Der Sprecher verwies auf die Hauptversammlung im kommenden Mai. Bis dahin übernimmt der Vizepräsident August Markl die Führung.

Einfluss auf die Reformen dürften auch die Ergebnisse der externen Prüfer haben, die derzeit die Manipulationsvorwürfe im Zusammenhang mit dem ADAC-Preis „Gelber Engel“ untersuchen. Am Montag hatten die Prüfer des Beratungsunternehmens Deloitte bereits erklärt, dass bei der Wahl des Lieblingsautos der Deutschen 2014 nicht nur die Zahl der Teilnehmer, sondern auch die Rangfolge der Fahrzeuge manipuliert worden war. Anfang kommender Woche folgt dann ihr zweiter Bericht, in dem die Preisverleihungen der vergangenen zehn Jahre geprüft werden. Eine Woche später sollen die Prüfer darlegen, ob andere Kategorien des Preises ebenfalls manipuliert wurden. Hierbei wurden die Gewinner laut ADAC auch mit Hilfe von Statistiken und Datenbanken ermittelt.

Die Stiftung Warentest wies - wie zuvor der ADAC - Vorwürfe zurück, es habe bei Reifentests Manipulationen gegeben. „Wir haben keinen Grund zu der Annahme, dass es bei diesen Tests nicht mit rechten Dingen zugegangen ist“, sagte Stiftung-Warentest-Sprecherin Heike van Laak am Mittwoch in Berlin. Die „Süddeutsche Zeitung“ und der WDR hatten vergangene Woche berichtet, Reifenhersteller hätten vor Tests Details erfahren und ihre Reifen angepasst. Van Laak sagte, die Reifen seien wie üblich bei verschiedenen Händlern gekauft worden.