Europas größter aktiver Vulkan ist ausgebrochen. Die Aschewolken sollen bis zu 6000 Meter hoch sein. Dies könnte den Flugverkehr beeinträchtigen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Auf der Mittelmeerinsel Sizilien ist der Ätna erneut ausgebrochen. Nach Angaben des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) wurden an Europas größtem aktiven Vulkan Lavaströme und eine bis zu 6000 Meter hohe Aschewolke beobachtet.

 
Der Ätna, dessen vulkanische Produkte eine Fläche von etwa 1170 Quadratkilometer und ein Volumen von rund 530 Kubikkilometer einnehmen, ist Europas größter tätiger Vulkan. Foto: Giuseppe Distefano/AP/dpa

Der Ätna ist ein Dauerpatient für Italiens Geowissenschaftler: Der etwa 3350 Meter hohe Berg bricht regelmäßig aus und wird ständig überwacht. Diese explosiven Ausbrüche bieten meist spektakuläre Bilder und ziehen zahlreiche Schaulustige an. Diese strombolianischen Eruptionen –also explosive Ausbrüche mit Lava und Asche – liefern oft spektakuläre Bilder und ziehen zahlreiche Zuschauer an.

Höchste Warnstufe für Flugverkehr

Laut INGV verteilt sich die Aschewolke hauptsächlich nach Norden. Die aus dem Südostkrater austretende Lava fließt in einen kleinen Lavastrom im abgelegenen Valle del Leone (Löwental).

Der nach allen Seiten hin freistehende Berg erhebt sich bis auf die dreifache Höhe der ihn umgebenden Gebirgszüge. Foto: Salvatore Allegra/AP/dpa
Sant’Alfio: Rauchschwaden steigen vom Vulkan Ätna auf. Foto: Giuseppe Distefano/AP/dpa
Für den Flugverkehr gilt derzeit die höchste Alarmstufe. Der Flughafen von Catania blieb jedoch vorerst geöffnet. Foto: Giuseppe Distefano/AP/dpa

Aufgrund dichter Wolken ist die Sicht auf die Aktivität eingeschränkt. Bereits am Abend zuvor war eine Zunahme der vulkanischen Bodenerschütterungen – sogenannte Tremore – registriert worden.

Für den Flugverkehr gilt derzeit die höchste Alarmstufe. Der Flughafen von Catania blieb jedoch vorerst geöffnet. Bewohnte Gebiete sind laut INGV nicht direkt gefährdet. Dennoch hat die regionale Zivilschutzbehörde vor dem Betreten des Gipfelgebiets und der sogenannten gelben Zone gewarnt. Damit ist ein Gebiet am Ätna gemeint, das nur mit einem Bergführer betreten werden darf.

Zur Info: Der Ätna hat vier Gipfelkrater:

Hauptkrater

direkt daneben liegenden Krater „Bocca Nuova“ (neuer Schlund) von 1968

Nordostkrater von 1911

Südostkrater von 1979, die etwas abseits des Hauptkraters liegen

Der Ausstoß von Lava bei einem Ausbruch erfolgt aber meistens nicht über die Gipfelkrater, sondern an den Flanken des Bergkegels. Im Laufe der Jahrtausende haben sich dadurch mittlerweile etwa 400 Nebenkrater gebildet, wie im Jahr 1892 die Silvestri-Berge (Monti Silvestri).

Warum können Flugzeuge bei einer Eruption nicht starten?

Vulkanaschewolken stellen eine ernste Gefahr für die Luftfahrt dar. Sie beeinträchtigen nicht nur die Sicht der Piloten, sie können auch ernsthafte Schäden an der Flugsteuerung hervorrufen und zum Ausfall von Triebwerken führen.

„Sie haben ein Problem, wenn Sie ein Düsentriebwerk fliegen, das sehr heiße Teile und kühlere Teile hat“, erklärt Mike Burton, Professor für Vulkanologie an der Universität Manchester.

Vor 8300 Jahren führte ein gewaltiger Erdrutsch am Ätna zu einer verheerenden Katastrophe im östlichen Mittelmeer. Eine ganze Flanke des Vulkans sackte ins Meer ab und brachte Ablagerungen vor der Küste Siziliens ins Rutschen. Foto: Giuseppe Distefano/AP/dpa

Wenn ein Flugzeug durch eine Aschewolke fliegt, würde es die Asche aufnehmen, die dann schmilzt. Die Aschepartikel würden so heiß, dass sie zu einer Flüssigkeit schmelzen und sich in den kühleren Teilen des Triebwerks wieder verfestigen. Und diese Ansammlung können, so Burton weiter, dazu führen, dass sie die Düsen verstopfen und sie blockieren. „Und wenn die Triebwerke ausfallen, kann das Flugzeug abstürzen.“

Kritik nach Ausbruch im Juni

Der Ätna hatte bereits Anfang Juni seine feurige Seite gezeigt: Lava, Asche und ein sogenannter pyroklastischer Strom – eine heiße Mischung aus Gas, Gestein und Staub – ergossen sich auch damals ins abgelegene Löwental. Dabei gab es keine Verletzten und der Flugverkehr blieb stabil.

Videos in den sozialen Medien lösten jedoch eine Debatte aus. Sie zeigten Touristen, die entweder vor der Aschewolke flohen oder Selfies machten. Seitens der Politik wurde Kritik laut, die lokalen Reiseleiter hätten die Warnungen ignoriert.