Kremlchef Putin fordert eine schnelle Aufklärung der Bombenattentate in Südrussland. Sicherheitskräfte nehmen bei Razzien Hunderte fest. Menschenrechtler halten eine harte Strategie allein für unzureichend. Die Stadt Wolgograd gedenkt unterdessen der Opfer.

Kremlchef Putin fordert eine schnelle Aufklärung der Bombenattentate in Südrussland. Sicherheitskräfte nehmen bei Razzien Hunderte fest. Menschenrechtler halten eine harte Strategie allein für unzureichend. Die Stadt Wolgograd gedenkt unterdessen der Opfer.

 

Wolgograd - Nach den blutigen Anschlägen in Wolgograd zeigt der Kreml demonstrativ Entschlossenheit im Terrorkampf. Bei Razzien in Südrussland nahm die Polizei nach eigenen Angaben bis Donnerstag mindestens 700 Menschen fest. Eine heiße Spur nach den beiden Bombenattentaten mit mindestens 34 Toten entdeckten die Ermittler aber nicht. Bei einem Anti-Terror-Einsatz im Nordkaukasus töteten kremltreue Einheiten zwei „Banditen“, die angeblich Anschläge vorbereiteten.

Ermittler vermuten Islamisten aus dem Nordkaukasus als Drahtzieher der Attentate in Wolgograd. Die Extremisten hatten mit Bluttaten vor den Olympischen Spielen im Februar im russischen Sotschi gedroht.

Die Suche nach den Hintermännern verlaufe mit Hochdruck, sagte Sprecherin Swetlana Smoljaninowa vom Innenministerium am Donnerstag. Bei den Festgenommenen handelt es sich vor allem um Migranten aus Zentralasien und dem Kaukasus. Viele von ihnen besäßen gefälschte Dokumente, sagte Smoljaninowa. Bei den Polizeiaktionen in Wohnungen, Restaurants und auf Märkten seien Waffen und Drogen entdeckt worden.

Putin droht mit Vergeltung

Angesichts hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität im Nordkaukasus forderte die Menschenrechtsorganisation Memorial Präsident Wladimir Putin zu einer „effektiven“ Strategie auf. Die bergige Vielvölkerregion brauche nicht nur Strenge, sondern auch ein auf Jahrzehnte angelegtes Programm, sagte Leiter Alexander Tscherkassow.

Putin hatte den Hintermännern der Selbstmordanschläge in seiner Neujahrsrede Vergeltung angedroht. Am Vortag war der Kremlchef unangekündigt in die Großstadt rund 1000 Kilometer südlich von Moskau gereist und hatte dort Verletzte in einer Klinik besucht.

In Wolgograd, dem früheren Stalingrad, wurden unterdessen Opfer der Anschläge beigesetzt. „Einen solchen Verlust an unschuldigen Menschen hatte die Stadt zuletzt in der Schlacht von Stalingrad“, sagte Alexander Krawtschenko vom Innenministerium. Der Generalleutnant verlieh Polizisten, die bei dem Anschlag im Bahnhof am Sonntag ums Leben gekommen waren, posthum Staatsauszeichnungen. Bis einschließlich Samstag gilt in Wolgograd noch offiziell Trauer.

Aus Angst vor neuen Anschlägen meiden viele Bewohner der Stadt derzeit Menschenansammlungen und öffentliche Verkehrsmittel, wie Medien berichteten. Am Montag waren beim zweiten Attentat in Wolgograd innerhalb von 24 Stunden in einem Linienbus mindestens 16 Menschen getötet worden. Ermittlern zufolge tragen beide Anschläge die gleiche Handschrift. Bereits Ende Oktober hatte in Wolgograd eine Selbstmordattentäterin in einem Bus sechs Insassen mit in den Tod gerissen. Die Großstadt liegt 700 Kilometer von Sotschi entfernt.