Die Staatsanwaltschaft hat den 21-jährigen Todesschützen von Charleston wegen neunfachen Mordes angeklagt. In einer ersten Anhörung sorgte eine Aussage des Richters für Irritationen.

Charleston - Beim ersten Auftritt des Todesschützen von Charleston vor Gericht hat der Richter James Gosnell mit einer persönlichen Erklärung für Irritation gesorgt. Gosnell verglich das Schicksal der neun ermordeten Afroamerikaner mit dem Leid der Angehörigen von Dylann R., der bei der Anhörung am Freitag per Videokonferenz aus dem Gefängnis dazugeschaltet war. „Wir haben Opfer, neun an der Zahl“, sagte der Richter. „Aber wir haben auch Opfer auf der anderen Seite. Das sind Opfer auf der Seite der Familie dieses jungen Mannes.“

 

Die Familie des mutmaßlichen Todesschützen sei einem „Wirbelwind von Ereignissen“ ausgesetzt. „Wir müssen (...) jenen helfen, die Opfer sind, aber auch seiner Familie helfen“, sagte Gosnell. R. soll am Mittwochabend in einer von Afroamerikanern besuchten Kirche in Charleston das Feuer auf Gläubige eröffnet haben. Am Donnerstag war er nach einer Großfahndung festgenommen worden.

Freilassung auf Kaution nicht möglich

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 21-Jährigen neunfachen Mord und den Besitz einer Schusswaffe bei einer Gewalttat vor. Richter Gosnell ordnete an, dass der mutmaßliche Schütze in Haft bleibt. Eine Freilassung gegen Kaution sei wegen der Mordvorwürfe nicht möglich. Den Termin für die nächste Anhörung setzte Gosnell für den 23. Oktober fest.

Mehrere Angehörige der Opfer gaben am Freitag im Gerichtssaal eine emotionale Erklärung ab. „Jede Faser meines Körpers schmerzt, und ich werde nie mehr dieselbe sein“, sagte Felicia Sanders, die ihren 26-jährigen Sohn Tywanza verloren hat. „Er war mein Held.“

Der mutmaßliche Schütze stand regungslos in einem Gefängnisraum, in gestreifter Sträflingskleidung und bewacht von zwei Polizisten. In kurzen Antworten auf Fragen des Richters teilte er sein Alter mit und erklärte, dass er arbeitslos sei.

Neben dem Verfahren im Bundesstaat South Carolina könnte R. auch auf Bundesebene angeklagt werden. Das US-Justizministerium und die Bundespolizei FBI leiteten bereits Ermittlungen wegen eines sogenannten Hassverbrechens ein. Die Bundesbehörden verfolgen in den USA Straftaten, die einen rassistischen oder anderweitig diskriminierenden Hintergrund haben.