Im Frühjahr 2018 sorgte die Essener Tafel für Aufsehen, als sie einen Aufnahmestopp für Ausländer verkündete. Jetzt hat ihr Chef ein Buch geschrieben – und kritisiert die Politik für Versäumnisse bei der Integration.

Essen - Mit ihrem umstrittenen Aufnahmestopp für Ausländer stieß die Essener Tafel im Frühjahr 2018 eine Debatte über Armut in Deutschland an. Der Tafel-Vorsitzende und frühere Bergmann Jörg Sartor hat jetzt in einem Buch aufgeschrieben, was aus seiner Sicht alles schiefläuft im Ruhrgebiet. Co-Autor ist der Journalist Axel Spilcker. „Schicht im Schacht“ ist das Taschenbuch überschrieben.

 

In der „Streitschrift“ wirft der langjährige SPD-Wähler Sartor der Politik vor, in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig gegen Integrationsprobleme und Verarmung im Ruhrgebiet getan zu haben. Das Buch beschreibe „mit normaler Sprache die Dinge, die nicht ganz so in Ordnung sind“, sagte Sartor am Dienstag bei einer Buchpräsentation in Essen.

Sartor warnt vor sozialem Sprengstoff im Ruhrgebiet

Sartor nimmt in dem Buch kein Blatt vor den Mund. „Vieles, was gerade in Deutschlands größtem Ballungsraum mit zwölf großen Städten geschieht, birgt enormen sozialen Sprengstoff.“ Besonders im Essener Norden, seiner Heimat, fühlten sich viele Alteingesessene „abgehängt, schlichtweg vergessen“, schreibt er. Und weiter: „Wenn wir nicht noch mehr Wähler an die AfD verlieren wollen, müssen wir alle ganz genau hinschauen, benennen, was falsch läuft, und anders handeln.“

In dem Buch skizziert Sartor auch seine Lösungsvorschläge. So könne etwa eine „Bad Bank fürs Revier“ die hohen Altschulden der Kommunen übernehmen und abwickeln. Er fordert einen „Masterplan fürs Revier“, einen „Aufbau West“. Ein neuer Hilfspakt müsse her: „Ein gesamtdeutscher Soli, der je nach Bedürftigkeit den Kommunen unter die Arme greift und nicht nur Geld von West nach Ost transferiert.“