Ein Mann aus der Wohngruppe im Esslinger Pflegestift Kennenburg bat per Facebook um Pflanzenspenden. Bis jetzt sind rund 40 Töpfe mit unterschiedlichen Pflanzen eingetroffen. Sehr zur Freude der Bewohner.

Hier ein Benjamini, dort ein Bananenbaum, und wieder ein paar Meter weiter gedeiht ein Drachenbaum: Wer dieser Tage durch die Gänge des Wohnbereichs im Esslinger Pflegestift Kennenburg geht, kommt immer wieder an kleinen und großen Pflanzen vorbei. Sie stehen rund um den Tischkicker, auf Fensterbrettern im Speisesaal, in der Ecke am Aufzug. Das sieht nett aus und ist vor allem ganz neu. Die Farbtupfer auf der Etage der Einrichtung im Geriatrischen Zentrum gibt es erst seit wenigen Tagen und Wochen. „Die hier habe ich heute erst gesehen, ich weiß nicht, wo die herkommt“, sagt Thomas Geromiller und blickt auf einen ausladenden Weihnachtskaktus. Komisch eigentlich, denn der 60-Jährige kennt sämtliche Pflanzen hier. Wegen ihm sind sie überhaupt erst da.

 

Manche Spender kamen sogar mit dem Anhänger

Thomas Geromiller lebt seit drei Jahren im Pflegestift. Weil er die Flure und Gemeinschaftsräume so karg fand, rief er bei Facebook zu Spenden auf. „Wer verschenkt Pflanzen? Gerne auch große. Gerne auch Palmen und Kakteen“, schrieb er Mitte April in eine Gruppe des sozialen Netzwerks – und die Aktion schlug ein. Bis jetzt sind rund 40 unterschiedliche Töpfe eingetroffen, und dies obwohl die Menschen sie selbst abliefern mussten. „Leider ist keine Abholung möglich, da wir Rollstuhlfahrer sind“, schrieb Thomas Geromiller. Die Leute kamen trotzdem, bisweilen sogar mit dem Anhänger. Wildfremde und auch Mitarbeiter des Hauses brachten Alpenveilchen, Kakteen, Yuccapalmen, Grünlilien und Gummibäume – und mitunter die dazugehörigen Geschichten. „Da hat eine Frau gesagt, dass sie die Mutterpflanze seit ihrer Konfirmation hat“, sagt Thomas Geromiller beim Blick auf frisch eingetopfte Spuckpalmen-Triebe.

Thomas Geromiller muss sich ums Gießen kümmern

Thomas Geromiller ist ein „Pflanzenheini“, wie er sich selber lachend nennt, das ist seiner kleinen Wohnung im Pflegestift sofort anzusehen. Auf jedem freien Fleckchen steht etwas Grünes. „Dschungel“ sagt die Einrichtungsleiterin Petra Simon scherzhaft dazu. Doch er ist nicht der einzige Bewohner mit einem grünen Daumen. Auch Armin Woelk (55) freut sich über alles, was grünt und blüht. „Wenn man reinkommt, sieht es nicht so kahl aus“, sagt er. Petra Simon jedenfalls unterstützt die Begrünung des Wohnbereichs – solange Thomas Geromiller sich ums Gießen kümmert. Die Bewohner freuten sich, und es gebe schließlich auch Menschen, denen ihre Pflanzen zu groß würden. So könne man sie vor dem Wegwerfen bewahren.

Geromiller verspricht, das eine oder andere dürre Hälmchen wieder aufzupäppeln, das er bekommen hat. Dass so viele Spenden kommen, hätte er nicht erwartet. „Ich hatte es gehofft. Aber dass so viele reagieren, davon war ich angenehm überrascht.“

Wer Pflanzen zu verschenken hat, kann Thomas Geromiller unter der Telefonnummer 01 57 / 35 64 96 02 erreichen.