Laut Presseberichten hat das Bundesverkehrsministerium gegenüber dem Land deutlich gemacht, dass die Schleusen zunächst nur saniert und nicht verlängert werden sollen. Der Plochinger Hafendirektor Gerhard Straub gibt die Hoffnung trotzdem noch nicht auf. „Wir kämpfen weiter für diese wichtige Infrastrukturmaßnahme“, sagt er. Denn eines sei sicher: „Wenn jetzt saniert wird, dann wird in absehbarer Zukunft nicht mehr verlängert.“
Die Verlängerung ist bereits im Jahr 2007 beschlossen worden
Dabei haben der Bund und das Land schon 2007 eine Vereinbarung geschlossen, in der die Schleusenverlängerung festgeschrieben ist. In diesem Zug stellte das Land dem Bund Personal für die Planung zur Verfügung. Auch im Bundesverkehrswegeplan 2030 sei die Verlängerung verankert, sagt der Hafendirektor, und im Bundeswasserstraßengesetz stehe sie ebenfalls.
Straub hält diese Maßnahme für wichtig, nicht nur, weil die größeren Schiffe wirtschaftlicher sind. Die kleineren „neckargängigen“ Schiffe – aktuell sind auf dem Neckar bis zu 105 Meter Länge möglich – „verschwinden so langsam vom Markt“, sagt er. Ausrangierte Schiffe würden häufig durch größere ersetzt. Schon jetzt mache sich das Problem im Plochinger Hafen bemerkbar: „Unsere Firmen würden mehr mit dem Schiff umschlagen, aber sie kriegen nicht ausreichend Schiffsraum.“ Und während die Straßen übervoll und die Gleise überlastet sind, hätten die Wasserstraßen noch Potenzial, sagt der Hafendirektor. Gerade im staugeplagten Stuttgarter Raum könnte der Neckar eine wichtige Funktion einnehmen, anstatt noch mehr Lastwagen auf die Straße zu schicken. Schließlich besagt eine Prognose aus dem Bundesverkehrsministerium, dass der Güterverkehr bis zum Jahr 2051 um 46 Prozent zunehmen wird.
Wer über Dekarbonisierung, Energiewende und Verkehrswende nachdenke, komme an der Binnenschifffahrt nicht vorbei, ist Straub überzeugt. „Wenn wir mehr Schiffe hätten, könnte man vieles vom Lastwagen auf Bahn und Schiff verlagern“. Die Recyclingbranche, im Plochinger Hafen stark vertreten, sei am Wachsen, zudem kämen in Zukunft weitere Güter für den Schiffstransport hinzu: etwa Ammoniak, das dann im Kraftwerk Altbach im Cracking-Verfahren wieder zu Wasserstoff umgewandelt wird, oder synthetische Kraftstoffe. Ohne Schleusenverlängerung drohe der Plochinger Hafen jedoch ins Hintertreffen zu geraten, zumal alle anderen Bundeswasserstraßen für 135-Meter-Schiffe geeignet seien.
Breiter Rückhalt aus der Politik für die Schleusenverlängerung
Immerhin sieht der Hafendirektor zumindest in Baden-Württemberg breiten Rückhalt für die Verlängerung. Nach den negativen Signalen aus dem Bundesverkehrsministerium hat die Industrie- und Handelskammer Stuttgart scharfe Kritik geäußert, und auch verschiedene Abgeordnete haben Stellung bezogen – eigentlich quer durch die politische Landschaft, wie Straub feststellt. So pochen die Grünen im Landtag darauf, dass der Bundesverkehrsminister seinen Kurs ändert und die Verlängerungsvereinbarung einhält. Und die CDU-Abgeordnete Nathalie Pfau-Weller schreibt, die Metropolregion Stuttgart dürfe nicht „den Anschluss an den internationalen Güterverkehr verlieren.“ Mehr Warentransport auf dem Wasser sei aus wirtschaftlichen Gründen wie auch für den Klimaschutz „dringend notwendig“.
Daten zum Neckarhafen Plochingen
Wasser, Schiene, Straße
Knapp ein Dutzend Firmen sind im Neckarhafen mit seinen insgesamt 2,3 Kilometern Kailänge ansässig. Die wichtigsten Umschlagsgüter sind Schrott, Baustoffe, landwirtschaftliche Produkte, Kerosin für den Flughafen Stuttgart sowie Düngemittel. Rund 7,5 Kilometer Bahngleise sind im Hafen verlegt, rund 500 Schiffe kommen jährlich an und starten wieder. Insgesamt werden über 1,2 Millionen Tonnen Güter pro Jahr umgeschlagen.
Der Weg zum Rhein
Der Neckar ist auf einer Strecke von 201 Kilometern von Plochingen bis Mannheim schiffbar. Auf dieser Strecke mit einem Höhenunterschied von rund 161 Metern liegen 27 Schleusen. Sie können derzeit von Schiffen mit maximal 105 Metern Länge und 11,45 Metern Breite befahren werden.