Ein Radfahrer ist auf einem Feldweg bei Herrenberg von einem Hund gebissen worden. Dabei habe er sich in dieser Situation eigentlich richtig verhalten, sagt eine Expertin.

Böblingen - Für viele Menschen ist eine solche Situation der blanke Horror: Man ist im Freien, geht vielleicht spazieren, und trifft einen fremden Hund, der nicht angeleint ist. Je größer das Tier, desto stärker ist bei vielen die Angst, von ihm angegriffen zu werden.

 

Einem solchen Angriff war am Montag ein 46-jähriger Radfahrer ausgesetzt. Er war auf einem Feldweg bei den Ammerquellen zwischen Herrenberg-Haslach und Herrenberg (Kreis Böblingen) zwei frei herumlaufenden Hunden begegnet. Der Mann hielt vorsorglich an, als er die Tiere auf sich zu rennen sah. Einer der beiden Hunde, bei denen es sich möglicherweise um einen schwarzen Schnauzer und einen Dalmatiner handelte, griff den Mann an und biss ihn in den Oberschenkel. Der 46-Jährige wurde leicht verletzt und musste sich in ärztliche Behandlung begeben. Die unbekannte Frau, die mit den beiden Hunden unterwegs war, entschuldigte sich kurz bei dem Radfahrer, ging dann allerdings weiter, ohne ihm Namen und Anschrift zu geben. Die Polizei versucht, sie zu finden.

Der Hundehalterin drohen Konsequenzen

Fest steht: grundsätzlich dürfen sich Hunde im Bereich der Ammerquellen ohne Leine frei bewegen. „Allerdings müssen sie auf Zuruf reagieren“, sagt Anne Reichel, die Sprecherin der Stadt Herrenberg. Ein Leinenzwang für Hunde gilt in Herrenberg und seinen Ortsteilen nur innerhalb des bebauten Gebietes. Sollte die Hundehalterin ermittelt werden, drohen ihr trotzdem Konsequenzen. „Es steht der Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung im Raum“, sagt die Polizeipressesprecherin Alexandra Klinke. Der Hund, der zugebissen hat, muss sich eventuell auch einem Wesenstest unterziehen. Sollte er als gefährlich eingestuft werden, könne von der Ortspolizeibehörde ein Leinen- oder Maulkorbzwang angeordnet werden, sagt Anne Reichel. „Zunächst muss man allerdings den Einzelfall prüfen.“

Daniela Müller, Tierpflegerin im Hundehaus des Böblinger Tierheims und Hundeerziehungsberaterin, sagt, der Radfahrer habe sich eigentlich richtig verhalten, indem er anhielt. Die Bewegungen des Pedals und die vermeintliche, schnelle „Flucht“ eines Radlers könnten in Hunden sonst den Jagdtrieb auslösen. Als Fußgänger vor einem Tier wegzurennen bezeichnet sie deshalb auch als Kapitalfehler. „Niemand ist so schnell wie ein Hund“, sagt sie. Im Notfall könne man das Fahrrad auch als Schutzschild zwischen sich und den Hund zu bringen versuchen.

Jede Situation ist anders

Generell rät sie, beim Zusammentreffen mit einem nicht angeleinten Hund stehenzubleiben und eine entspannte Körperhaltung einzunehmen. Auch solle man dem Tier nicht direkt ins Gesicht sehen. So manchen unsicheren, eher passiven Hund könne man mit einem lauten „Hau ab!“ oder einem Aufstampfen mit dem Fuß verscheuchen. „Manche lassen sich davon aber nicht beeindrucken“, so Müller. Für Laien sei es außerdem oft schwer zu erkennen, ob ein Hund nur freudig herumtolle oder in einer aggressiven Stimmung sei.

„Man muss auf die Körperhaltung achten“, sagt die Hundeexpertin. Sei der Körper des Tieres angespannt, habe er sein Gewicht nach vorn verlagert und eventuell sein Fell und die Rute aufgestellt, sei er eher aggressiv. Ein lockerer Körper, nach hinten gelegte Ohren oder entspannt herunterhängende Schlappohren und ein nach hinten verlagertes Körpergewicht wiesen eher auf einen passiven Hund hin. Sie gibt aber auch zu bedenken, dass jede Situation anders sei und damit nicht unbedingt vorhersehbar.