Nach einem handgreiflichen Beziehungsstreit hat die Polizei in Geislingen eine Wohnung durchsucht und ist dabei auf mehrere vermeintliche Bomben gestoßen. Die Bewohner des Sonnencenters mussten deshalb evakuiert werden.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Geislingen - Blaulicht, Sirenen, zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz: am Rande der Geislinger Altstadt, rund das Sonnencenter, hat am frühen Karfreitagmorgen große Aufregung geherrscht. Auslöser des Auflaufs war ein Beziehungsstreit, bei dem in der Nacht zuvor gegen 3.30 Uhr ein 28-Jähriger im Stadtteil Eybach seine 26 Jahre alte Ex-Freundin mit einer Armbrust und einer Schreckschusspistole bedroht hatte. Anschließend schlug er auch noch die drei Jahre ältere Schwester der Frau nieder. Danach flüchtete der Mann mit einem VW Polo in Richtung Innenstadt.

 

Zwei Frauen werden schwer verletzt

Ein Nachbar informierte den Notarzt und die Polizei, die auf der Suche nach dem 28-Jährigen auch einen Hubschrauber einsetzte. Beide Frauen wurden bei der Auseinandersetzung am Kopf verletzt und mussten in die Helfensteinklinik gebracht werden. Lebensgefahr besteht aber offensichtlich nicht. Gegen 5 Uhr erschien der Tatverdächtige dann auf auf dem Geislinger Polizeirevier und stellte sich. Er gab an, die Waffen in der Wohnung eines Verwandten im Sonnecenter deponiert zu haben. Bei der Durchsuchung fanden zwei Streifenbeamte in dem Einzimmer-Appartement neben der Armbrust und der Schreckschusspistole aber auch noch drei Kartons, die mit Sprengvorrichtungen ausgestattet waren.

Wie der Polizeisprecher Rudolf Bauer erklärt, wurden daraufhin sämtliche Wohnungen in dem Gebäudekomplex vorsorglich evakuiert und die Umgebung abgesperrt. Insgesamt 74 Menschen verbrachten den frühen Karfreitagmorgen im Freien oder wurden im nahegelegenen Mehrgenerationenhaus von der Schnelleinsatzgruppe des Roten Kreuz betreut und versorgt. Außerdem wurden die Sprengstoffexperten des Stuttgarter Landeskriminalamtes angefordert.

Sprengkörper auch für Experten „täuschend echt“

Diese stellten bei ihren Untersuchungen schließlich fest, dass es sich bei den Sprengkörpern um drei täuschend aussehende Bombenattrappen handelt, die allerdings mit Pyrotechnik gefüllt waren. Gegen 9 Uhr konnten die eingeleiteten Sicherheitsvorkehrungen wieder aufgehoben werden und die aufgeschreckten Bewohner durften in ihre Wohnungen zurückkehren. Vielen von ihnen war das Entsetzen auch zu diesem Zeitpunkt noch anzusehen.

Weshalb der Streit zwischen dem Tatverdächtigen und seiner Ex-Freundin eskaliert ist, vermag Bauer noch nicht zu sagen. Unklar ist bislang ebenfalls, was den 28-Jährigen dazu bewogen hat, die Bombenattrappen zu basteln. Die Kriminalpolizei Ulm hat die weitergehenden Ermittlungen aufgenommen. Der mutmaßliche Täter, der bei der Polizei kein Unbekannter ist, wurde in Gewahrsam genommen und wird voraussichtlich am heutigen Samstag dem Haftrichter vorgeführt.