Experten haben entdeckt, dass bei dem Feuer in Schorndorf krebserregende Substanzen ausgetreten sind. Welche Konsequenzen das hat und wie das Landratsamt die Lage bewertet, lesen Sie hier.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Schorndorf - Brandgeruch hängt in der Luft. Das Innere der Produktions- und Lagerhalle der Schorndorfer Firma Akku-Power gleicht einem Gerippe – die Decke ist eingestürzt, umgestürzte Regale und verrußte Metallstreben überall. In der Nacht auf Dienstag ist hier ein Feuer ausgebrochen, das nach ersten Schätzungen einen Schaden von rund 1,5 Millionen Euro verursacht hat.

 

Am Dienstagvormittag wagen sich Mitarbeiter des Landratsamtes in Schutzausrüstung in die Brandruine. Sie nehmen Messungen vor – und müssen feststellen: Die Gefahr ist noch nicht gebannt. Bei dem Brand sind Flüssigkeiten ausgetreten, die im Verdacht stehen, stark krebserregend zu sein. Nach Informationen unserer Zeitung werden in den Betrieb unter anderem Lithium, Nickel und Cobalt verarbeitet. Da in der Nacht Lithium-Ionen-Akkus gebrannt haben, gehen die Experten davon aus, dass sich im Löschwasser gelöste Kobalt- und Nickelverbindungen befinden.

Nach dem Brand wurde Wasser in die Kanalisation gepumpt – was es damit auf sich hat:

Diese müssen nun von einer Spezialfirma analysiert, in Spezialbehältern gesammelt und als Sondermüll entsorgt werden. Eine Sprecherin des Landratsamtes betont aber, das Löschwasser sei auf dem Gelände aufgefangen worden. „Für die Kanalisation und die Gewässer besteht keine Gefahr.“

Bei den Nachlösch- und Aufräumarbeiten wurde Wasser vom Gelände des betroffenen Betriebs in die Kanalisation gepumpt. Laut dem Schorndorfer Feuerwehrkommandanten Jost Rube handelte es sich dabei allerdings nicht um das – potenziell giftige – Löschwasser, sondern um Restwasser aus den Schläuchen. „Beim Abbau nach einem solchen Einsatz werden diese entleert“, erklärt Rube.

Dennoch haben die bei dem Brand freigesetzten Giftstoffe Konsequenzen: „Eine Reparatur oder ein Abriss des Gebäudes muss jetzt fachmännisch begleitet werden“, erklärt die Sprecherin des Landratsamtes. Dasselbe gelte für die Beseitigung des Brandschutts, also des gesamten Inhaltes der abgebrannten Halle.

Brandstiftung hat die Polizei nach dem Feuer in Schorndorf ausgeschlossen

Bis die Gefahr beseitigt ist, müssen die Brandermittlungen der Polizei ruhen. Warum der Großbrand ausgebrochen ist, bleibt daher unklar. Zumindest ein Fremdverschulden – sprich Brandstiftung – hat die Polizei schon ausgeschlossen. Bemerkt wurde der Brand von einem Autofahrer, der die Flammen von der nahen Bundesstraße aus in dem Schorndorfer Industriegebiet gegen 21.30 Uhr gesehen und die Feuerwehr alarmiert hatte.

Als die Einsatzkräfte das Gebäude in der Paul-Strähle-Straße erreichten, schlugen Flammen aus dem Flachdach. Der Rauch, der sich ausbreitete, war so stark, dass er zeitweise die Sicht auf der Bundesstraße behinderte. Die rund 80 Einsatzkräfte der Feuerwehren Schorndorf, Weiler, Schornbach, Weinstadt und Fellbach brauchten bis 0.30 Uhr, um das Feuer zu löschen. Sie konnten verhindern, dass die Flammen in dem dicht bebauten Gebiet auf andere Gebäude übergriffen – doch die Produktions- und Lagerhalle wurde zerstört.