Die Stadt trauert um die drei Opfer des Brandes in dem Obdachlosenheim und richtet ein Spendenkonto für die Betroffenen ein. Inzwischen werden mehr Details über den mutmaßlichen Brandstifter bekannt.

Markgröningen - Zwei Tage nach der mutmaßlichen Brandstiftung in einer Obdachlosenunterkunft in Markgröningen sitzt der Schock bei Bewohnern und Kommunalpolitikern immer noch tief. „Der Umstand, dass das Feuer wohl vorsätzlich gelegt wurde, ist eine schockierende Nachricht und gibt dem Geschehen eine ganz andere Dimension“, sagt der Bürgermeister Rudolf Kürner (parteilos). „Die ganze Stadt trauert“, fügt er hinzu. Das Feuer war in der Nacht von Sonntag auf Montag im Erdgeschoss der Unterkunft ausgebrochen. Zwei Menschen, eine 54-jährige Bewohnerin und ihr 56-jähriger Freund, kamen im Haus ums Leben. Ein 60-Jähriger starb später im Krankenhaus. Ein Schwerverletzter im Alter von 45 Jahren war am Dienstag laut Polizei noch in kritischem Zustand.

 

Die Todesopfer hinterlassen nach Angaben des Bürgermeisters Kinder. Der 56-jährige Besucher sei alleinerziehend gewesen und habe drei volljährige Kinder, der 60-Jährige habe eine erwachsene Tochter. Auch die 54-Jährige hinterlässt eine Tochter im Alter von 28 Jahren und ein Enkelkind. Die verbliebenen sieben Bewohner der Unterkunft haben bereits die erste Nacht von Montag auf Dienstag in verschiedenen Ersatzwohnungen der Stadt übernachtet. Dort können sie laut Kürner vorerst auch bleiben.

300 Euro formlos von der Stadt

Die Anteilnahme und die Hilfsbereitschaft in der Stadt seien groß, daher habe man sich entschieden, ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen sowie die überlebenden Obdachlosen einzurichten, die durch den Brand sämtliches Hab und Gut verloren haben, sagt Kürner. Als Starthilfe habe die Stadt den ehemaligen Bewohnern der Unterkunft formlos jeweils 300 Euro übergegeben. In einem Brief, der im Amtsblatt veröffentlicht werden soll, spricht der Bürgermeister den Angehörigen sein Beileid aus und bedankt sich bei den Rettern.

Inzwischen werden neue Details zu dem mutmaßlichen Täter bekannt. Der 66-jährige Bewohner der Unterkunft war bei dem Brand leicht verletzt worden und hatte bei der Vernehmung durch die Polizei gestanden, das Feuer gelegt zu haben. Nach Angaben der Stadt wohnte der Mann seit 2015 in Markgröningen und wurde dann im Zuge einer Trennung obdachlos, so dass er im Mai 2017 in die Unterkunft zog. Seitdem habe er sich nicht auffällig verhalten.

Bereits wegen schwerer Brandstiftung vorbestraft

Am Montagabend teilte die Polizei mit, der Mann sei einschlägig vorbestraft. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart präzisiert auf Nachfrage: Der mutmaßliche Brandstifter war im Jahr 1984 vom Landgericht Stuttgart wegen schwerer Brandstiftung in zwei Fällen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, die er auch teilweise abgesessen habe.

Auch wegen anderer Delikte, etwa Sachbeschädigung und Körperverletzung, war der Mann in der Vergangenheit verurteilt worden. Bei der Stadtverwaltung war man sich des Vorstrafenregisters des mutmaßlichen Täters nicht bewusst. Die Entscheidung, ihn in der Sozialeinrichtung unterzubringen, hätte das ohnehin nicht beeinflusst, sagt der Bürgermeister Rudolf Kürner: „Der Mann hat seine Strafe abgesessen.“ Zudem sei der Schutz der Bürger vor Obdachlosigkeit eine Pflicht der Stadt.

Zum Tatmotiv machen Staatsanwaltschaft und Polizei weiterhin keine Angaben. Der Mann sei „psychisch auffällig“ und es sei wohl ein „persönlicher Grund“ gewesen, heißt es. Erst ein psychologisches Gutachten könne klären, ob der Mann eine krankhafte Neigung zu Brandstiftung habe.