Soll er gehen wie Grünen-Parteichef Robert Habeck? Oder soll er bleiben? Das fragt der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer bei Facebook. Praktischerweise deckt sich die Mehrheit der Antworten mit seiner eigenen Meinung.

Stuttgart - Eigentlich weiß der Tübinger OB Boris Palmer alles selbst. Und der Grünen-Politiker bildet sich auch sehr schnell eine Meinung. Angesichts der Debatte um die sozialen Medien nach dem bundesweiten Online-Angriff fragt der eifrige Facebook-Nutzer Palmer jetzt allerdings im Netz: „Soll ich auch gehen wie Habeck?“ Der Grünen-Parteichef Robert Habeck hat seine Konten bei Facebook und Twitter geschlossen, nachdem seine Daten geklaut worden waren. Die Antwortmöglichkeiten in Palmers Umfrage sind „Ja, bringt nix hier“ und „Nein, Debatte muss sein“.

 

Die Umfrage endet zwar erst in sechs Tagen, doch der gelernte Mathematiker Palmer hat bereits seine Schlüsse gezogen. Nach sechs Stunden zählt man 30 Prozent Befürworter des Austritts, 70 Prozent wollen Palmer im Netz behalten. „Ich werde Habeck nicht nachfolgen“, erklärte Palmer auf Anfrage unserer Zeitung. In diesem Sinne hatte er sich sogar schon vor dem Start seiner Umfrage gegenüber der Deutschen Presseagentur geäußert. Dennoch fragte er. Durch die Anfrage sei er überhaupt erst auf den Gedanken gekommen, die Facebook-Umfrage zu machen. „Es interessiert mich, was diejenigen meinen, die das nutzen“, erklärt Palmer. „Wie immer bei informellen und nicht verbindlichen Befragungen fließen solche Resultate in die Meinungsbildung ein.“ Die meisten sind derselben Meinung wie der Oberbürgermeister. „So wie es ausfällt, finden schon die meisten, dass es sinnvoll ist, also werde ich Habeck nicht nachfolgen“, konstatiert der OB.

Palmer überrascht von Kretschmann

Die Antworten auf die Umfrage passen. Überraschend ist für Palmer etwas anderes. Von der Befragung hatte sein Parteifreund Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor Journalisten erzählt. „Dass der MP von solchen Umfragen weiß, hat mich allerdings auch verblüfft“, zeigte sich Palmer gegenüber unserer Zeitung erstaunt.

Kretschmann selbst hält Distanz zu den sozialen Netzwerken: „Ich habe das persönlich noch nie gemacht. Das Zwitschern der Vögel im Frühjahr ist mir wichtiger“, sagte er in Anspielung auf Twitter. Die Online-Aktivitäten von Boris Palmer bezeichnete er als „ambivalent“. Der Tübinger OB verzeichnet im Netz nach Einschätzung des Ministerpräsidenten „Erfolge und Misserfolge“. Sich selbst sieht Kretschmann auf der sicheren Seite. Seine Accounts würden von Mitarbeitern bedient, sagte er: „Das ist alles sehr staatstragend."