Das Remsecker Unternehmen, dessen Lagerhalle im Juli abbrannte, ist in der Vergangenheit schon oft negativ aufgefallen. Der Betreiber wehrt sich gegen den Vorwurf der Schlamperei.

Remseck - Zahlreiche Verstöße gegen diverse Vorschriften, Bußgelder in fünfstelliger Höhe und ein zeitweiliger Entzug der Betriebserlaubnis: Der Autoverwertungsbetrieb in Remseck, dessen Montagehalle bei einem verheerenden Großbrand vor drei Wochen zerstört wurde, beschäftigte die Kontrollbehörden schon seit Jahren. Nach Informationen unserer Zeitung war unter den vielen Mängeln, die seit der Betriebsgründung vor 15 Jahren entdeckt wurden, auch ein Verstoß gegen die Brandschutzauflagen.

 

Zuständig für die Kontrollen in dem Betrieb waren das Ludwigsburger Landratsamt mit seinen Abteilungen für Gewerbeaufsicht und Immissionsschutz sowie die Stadt Remseck. Offiziell wollen sich diese mit Verweis auf den Datenschutz nur spärlich äußern. So bestätigt Markus Klohr, Sprecher der Kreisbehörde, lediglich, dass seit dem Firmenstart 2003 „immer wieder diverse Mängel bekannt geworden seien“. Deshalb überwache man den Betrieb „sorgfältig“. Die Stadt Remseck hat laut eigener Auskunft „in den vergangenen Jahren mehrfach auf die Einhaltung von Vorschriften hingewirkt“.

Der Betreiber wehrt sich gegen die Vorwürfe

Nach Informationen unsere Zeitung bemängelten die Kontrolleure unter anderem den unsachgemäßen Umgang mit gefährlichen Stoffen, zum Beispiel aus Autobatterien, Verstöße gegen Umweltschutzbestimmungen und baurechtliche Probleme. In anderen Fällen wurden Autos, die abgewrackt werden sollten, auf öffentlicher Straße geparkt. Zudem ist aus gut informierten Kreisen zu hören, dass bei einem Verstoß wichtige Unterlagen über den Brandschutz nicht vorgelegt wurden – weshalb der Firmenchef ein Bußgeld bezahlen musste.

Immer wieder verhängten die Behörden solche Strafen, über die Jahre dürften sich die Bußgelder auf eine fünfstellige Summe belaufen. Dem Vernehmen nach wurde der Firma vor Jahren die Betriebserlaubnis sogar für mehrere Monate komplett entzogen. Schlamperei mit System also?

Der Betreiber und Geschäftsführer des Unternehmens AV Aldingen, Kemal K., weist die Vorwürfe von sich: „Wir sind ein zertifizierter Fachbetrieb, der seinen Pflichten immer nachgekommen ist“, sagt er und holt weiter aus. Man sei bis zum Brand ein Betrieb mit „Ferrari-Qualität“ gewesen, in dem alles auf dem neuesten Stand der Technik gewesen sei. Die letzte Abnahme sei im Jahr 2017 erfolgt.

Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt

Dass es immer wieder Beanstandungen von Seiten der Kontrolleure gegeben hat, verneint Kemal K. nicht: „Es gibt ständig neue und sich ändernde Auflagen.“ Auf Verlangen der Behörden habe man stets nachgebessert: „Wir handeln verantwortungsbewusst.“

Laut der Stadt hatte der Betrieb vor dem Feuer kein grundlegendes Problem mit dem Brandschutz. Ein entsprechendes Konzept sei eingehalten worden, auch habe ein Sachverständiger vor Ort eine Abnahme durchgeführt, teilt das Rathaus mit. Doch hinter den Kulissen gab es einige Konflikte zwischen der Stadt und dem Unternehmen.

Immer wieder war die Firma im nicht-öffentlichen Teil des Gemeinderats Thema. Vor wenigen Jahren überlegte die Verwaltung, einen Teil des heutigen Betriebsgeländes selbst zu kaufen. Man habe angedacht, „das Gebiet neu zu ordnen“, heißt es dazu offiziell. Eher habe das Rathaus versucht, den ungeliebten Betrieb einzudämmen, meint ein Gemeinderat, der nicht namentlich genannt werden möchte.

Warum es zu dem verheerenden Brand in der Montagehalle des Betriebs kam, kann die Polizei derzeit noch nicht sagen. Man warte noch auf ein Gutachten des Landeskriminalamts, sagt der Sprecher Peter Widenhorn. Auch die genaue Höhe des Schadens lasse sich noch nicht beziffern. Bei mehreren Hunderttausend Euro wird sie aber sicher liegen.

Derzeit dürfen keine Autos zerlegt werden

Bei dem Feuer war die Gewerbehalle ausgebrannt, auch auf das benachbarte Bürogebäude hatten die Flammen übergegriffen. Wehrleute aus dem Kreis Ludwigsburg, aus Stuttgart und dem Rems-Murr-Kreis hatten stundenlang gegen die Flammen gekämpft. Eine gewaltige Rauchsäule war über Kilometer hinweg am Himmel zu sehen gewesen. Anwohner waren stundenlang geben worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Laut dem Landratsamt ist durch die abgebrannte Halle die Genehmigung für den Verwertungsbetrieb erloschen. Derzeit dürfen keine Fahrzeuge zerlegt werden.