Technisch wäre der Durchgangsverkehr auch am Gebhard-Müller-Platz ebenerdig möglich und wünschenswert, meinen die Sieger des Ideenwettbewerbs. Doch im Rathaus ist die Verlängerung des Tunnelabschnitts schon beschlossen.

Stuttgart - Die Entscheidung im städtebaulichen Ideenwettbewerb rund um die B 14 zieht erwartungsgemäß weitere Diskussionen nach sich. Am Freitag hat sich auch OB-Kandidat Hannes Rockenbauch zu Wort gemeldet – und den Verzicht auf die schon beschlossene Verlängerung des Tunnelabschnitts am Gebhard-Müller-Platz gefordert. Das Büro asp Architekten habe mit dem Siegerentwurf eine robuste und zukunftsfähige Vision für die Gestaltung der Kulturmeile vorgelegt. Das Konzept ermögliche eine menschengerechte Stadtreparatur, neue Raumqualitäten und Querverbindungen – und das alles ohne Tunnel.

 

Rockenbauch hatte als Fraktionschef des Linksbündnisses im Gemeinderat schon im April die Verlängerung des Tunnelabschnittes mit breiter Fahrbahn und des Deckels darüber zu verhindern versucht. Die Grünen sympathisierten mit der Idee. Ende Mai sprach sich dann neben dem Linksbündnis im Rathaus aber nur die Fraktionsgemeinschaft Puls gegen das 48,55 Millionen Euro teure Vorhaben aus.

Die Stadt ist bei der Deutschen Bahn im Wort

Von der Stadtverwaltung hatte sich damals besonders Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) vehement gegen ein Abrücken von der Maßnahme gewandt. Er begründete das unter anderem damit, dass diese Maßnahme Teil der genehmigten Pläne beim Projekt Stuttgart 21 und mit der Deutschen Bahn vereinbart sei. Auch Städtebaubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) widersprach da nicht. Am Mittwoch bei der Vorstellung des Wettbewerbsergebnisses zur B 14 sprach er davon, dass man den Entwurf nun schrittweise umsetzen werde, während OB Fritz Kuhn (Grüne) das „visionäre“ Ergebnis einen „Grundstein“ für die Stadtentwicklung nannte. Rockenbauchs neuerliche Intervention ruft nun in Erinnerung, dass die Verwaltungsspitze die Verlängerung des Tunnelabschnitts vor wenigen Wochen selbst vorschlug.

Im Büro asp Architekten hat man sich im Mai gewundert

Grundsätzlich handelte es sich bei dem jetzt beendeten Wettbewerb um einen Ideenwettbewerb, nicht um einen Realisierungswettbewerb. Darauf verweist neben der Verwaltung auch Markus Weismann von asp Architekten. Es sei klar, dass nun in weiteren Schritten die Rahmenbedingungen für Veränderungen entlang der B 14 diskutiert würden, so der Architekt. Wegen des Charakters des Ideenwettbewerbs, der ja geradezu Debatten und Meinungsbildung begünstigen soll, habe das Büro auch an dieser Stelle bewusst den Grundsatz durchgezogen, dass die Fahrbahn der B 14 künftig ebenerdig sein sollte und ohne Tunnels auskommt. „Wir würden das gern umsetzen und halten das auch hier für besser“, sagte Weismann am Freitag unserer Zeitung.

Technisch sei es möglich, die Autos am Gebhard-Müller-Platz oben zu führen und den Tunnelabschnitt auch in erweiterter Form anders zu nutzen, so wie es das Büro für einige Tunnelabschnitte und Rampen entlang der B 14 vorschlug. Aber natürlich stelle sich die Frage, ob das sinnvoll sei, wenn man für teures Geld die Rampe verändere. Man sei jedoch „sehr verwundert“ gewesen, dass dieser Beschluss gefasst worden sei, während der Wettbewerb zur B 14 lief, sagte Weismann auch.