Sechs Tage nach der Katastrophe vom Karfreitag mit 16 getöteten Bergführern, herrscht Krisenstimmung im Basislager. Viele Sherpas sind bereits auf dem Heimweg. Die Regierung versucht durch finanzielles Entgegenkommen, die Saison zu retten.

Nepal - Es regnet in Nepals Khumbu-Region rund um das Basislager des Mount Everest. Doch bedröppelt ist die Stimmung nur bei den rund 300 ausländischen Gästen. Sie fürchten, Zehntausende von US-Dollar umsonst bezahlt zu haben. Bei den Sherpas, ohne deren Hilfe es nur die wenigsten der 4000 Bezwinger des Gipfels geschafft haben, kocht dagegen ein heiliger Zorn. Etwa die Hälfte der 600 Nepalesen, die kurz vor der Hauptklettersaison im Mai die Routen für rund 300 zahlende Gäste vorbereiteten, haben ihre Sachen gepackt und das Lager in Richtung ihrer Dörfer und Nepals Hauptstadt Kathmandu verlassen. Drei Touren-Organisatoren haben ihre Besteigungen für dieses Jahr bereits gestrichen: Adventure Consultants, die Alpine Ascents International und der Discovery Channel.

 

Die Regierung bangt um lukrative Einnahmen

Die Sherpas hatten nach dem Tod von 16 Kollegen eine höhere Lebensversicherung und höhere Entschädigung für die Angehörigen der getöteten und verletzten Hochgebirgshelfer verlangt. Die Regierung, die um ihre lukrativen Einnahmen aus dem Mount Everest Tourismus bangt, kam ihnen entgegen und erhöhte die ursprünglich zugesagte Entschädigung. Aber nach einer Puja, einer hinduistischen Gebetsandacht, herrschte am Dienstag nicht gerade Kompromissstimmung im Basislager. „Die spielen nur wieder auf Zeit“, erklärte einer Sherpas, „Wir kennen das aus der Vergangenheit.“

Das Tourismusministerium in Kathmandu verkündete am Mittwoch, man wolle so bald wie möglich eine hochrangige Verhandlungsdelegation ins Basislager schicken. Sie wird vom Tourismus-Staatssekretär Sushil Ghimire angeführt, der bislang wenig Sympathie für die Sherpas zeigte. „Da waren ein paar Hooligans zu Gange“, polterte der Beamte, „die Dinge beruhigen sich schon wieder“.